Dauphiné

Eine coole Woche

Mit drei großen hochalpinen Klettertouren

 

Vom 15. bis 21. Juli 2013 fand eine weitere Klettertrainingswoche des Alpinkaders der Naturfreunde Österreich in den Dauphiné-Alpen in Frankreich statt. Eines der Ziele: der höchste Gipfel, die Barre des Écrins, über den Südpfeiler.

 

Da Clemens (ebenfalls Alpinkader-Mitglied) und ich das Wochenende vor der Trainingswoche schon Zeit hatten, machten wir auf der Hinreise einen Abstecher nach Chamonix. Wir hatten mehrere super Ziele ins Auge gefasst, aber die Aiguille du Dru hat uns einfach am meisten angelacht. „So a geile Nadel, de keat gmacht :-)!“ Also ging es mit dem Auto nach Argentière und von hier mit der Grands-Montets-Seilbahn hinauf und weiter zum Glacier du Dru an der Nordseite der Dru. Dort übernachteten wir auf einem der tollen Biwakplätze. Nach einer recht angenehmen Nacht und einer Frühstückssuppe stiegen wir in die Nordwand (Erstbegehung 1935 durch Pierre Allain und Raymond Leininger) ein. Durch das anfangs noch eher leichte Gelände kletterten wir zügig dahin. Als wir in steileres Gelände kamen, wurde es richtig mühsam, da alle Risse vereist waren. Doch wir kämpften wir uns hinauf - Seillänge für Seillänge. Nach zwölf Stunden waren wir endlich beim Ausstieg. Bei trockenen Verhältnissen ist die Tour wahrscheinlich sehr gut zu klettern. Der obere Teil ist teilweise ein bisschen brüchig.

Da wir einen langen Abstieg vor uns hatten, begannen wir gleich mit dem Abseilen. Dennoch waren wir auch im Dunkeln unterwegs. Ziemlich platt kamen wir endlich um halb zwölf beim Refuge de la Charpoua an. Hinein in die Hütte und ins Bett! Am nächsten Morgen richtete uns der nette Hüttenwart ein Frühstück, danach wir sind zur Montenvers-Zahnradbahn abgestiegen.

 

Auf die Barre des Écrins

Nach dieser anstrengenden Tour machten wir einen Tag Pause. Am Tag danach trafen wir in der Dauphiné Bernie, Alex und Stefan Brunner, den Leiter des Alpinkaders. Leider waren Peter und Stefan L. verhindert und konnten nicht an der Trainingswoche für hochalpines Klettern teilnehmen. Unser Ausgangspunkt für die nächsten Tage war Ailefroide.

 

Für die erste Tour hatten Clemens und ich den Südpfeiler auf die Barre des Écrins vor. Bernie schloss sich uns an, und so starteten wir am späten Nachmittag. Am Fuße des Pfeilers waren wir geschockt, da es die ganze Zeit brutalen Steinschlag gab und uns die Steine nur so um die Ohren pfiffen. Wir wussten nicht recht, wie wir die ersten hundert Meter heil überstehen sollten. Nach einigem Hin und Her kamen wir irgendwie an der gröbsten Steinschlagrinne vorbei und kletterten den Vorbau hinauf, bis wir passende Biwakplätze fanden. Bernie und Clemens hatten ihr Platzl, und ich hatte einige Meter weiter oben mein Platzl. Eine perfekte Nacht, selten so gut geschlafen :-)! Am nächsten Morgen kletterten wir zügig weiter. Bis zur Hälfte des Pfeilers war es eine schöne Kletterei in recht gutem Fels, und wir kletterten bis dorthin auch alles seilfrei. Im oberen steilen Bereich wurde der Fels richtig schlecht. Ich stieg vor. Wir waren zwar nicht mehr so schnell wie im unteren Teil, kamen aber gut voran, und um halb zwei waren wir am Gipfel des südlichsten Viertausenders der Alpen. Eine echte Alpintour, brüchiger Fels, Eis, schlechte Haken, 1100 m Pfeilerhöhe und bis zu 4101 m hinauf. Herz, was willst du mehr?! Der Abstieg zog sich zwar ein bisschen, aber irgendwann hatten wir ihn hinter uns gebracht.

 

Traumtour „Buhl“

Während Stefan und Alex am nächsten Tag die Tour „L’Explosion des Calcanèums“ machten, legten Clemens, Bernie und ich einen Ruhetag ein und überlegten, welche Tour wir als Nächstes unternehmen wollten. Wir entschieden uns für die direkte Südwand der Meije (3983 m). Leider spielte das Wetter nicht mit, und so landeten wir in Briancon beim Sportklettern.

Clemens und ich wollten noch unbedingt eine Alpintour klettern und fuhren deshalb etwas früher als vereinbart Richtung Heimat ab. In den Dolomiten legten wir in der Palagruppe einen Zwischenstopp ein. Wir stiegen am Nachmittag zur Pradidalihütte auf und kletterten am nächsten Tag die „Buhl“ an der Cima Canali (2897 m) - eine absolute Traumtour mit bombenfestem, steilem, griffigem Fels. Der coole Abschluss einer coolen Woche!

 

Text und Fotos: Roland Striemitzer, Mitglied des Alpinkaders der Naturfreunde Österreich

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