Eisklettern

Eisiges Vergnügen

Von geilen Eisfällen und Lawinenkunde

 

Die sechs Mitglieder des Alpinkaders der Naturfreunde Österreich Alex, Roli, Clemens, Peter, Berni und Stefan verbrachten im Februar 2013 unter der Leitung von Stefan Brunner eine Woche im Gasteinertal, um eiszuklettern und einen Lawinenkurs zu absolvieren.

 

Text: Stefan Lengauer, Mitglied des Alpinkaders der Naturfreunde Österreich, Fotos: Stefan Lengauer, Stefan Brunner

 

„Servas, Jürgen!“ -  „Grias eich, Burschen!“ Endlich: Nach mehr als zwei Stunden Verspätung waren alle Teilnehmer der Alpinkader-Übungswoche im Gasteinertal in der Jugendherberge eingelangt, die uns in den kommenden Tagen als Ausgangspunkt und Unterkunft dienen sollte. Wegen des starken Schneefalls und der damit verbundenen Straßenverhältnisse konnte der Eiskletterkurs erst am Nachmittag starten: Der Liezener Bergführer Jürgen Reinmüller, den wir schon vom Hochtouren- und Alpinkletterteil her kannten, führte uns zum Cityeis-Klettergebiet in Gastein, um mit uns die Basics des Eiskletterns durchzugehen.

 

Da die Lawinensituation es am nächsten Tag nicht erlaubte, im Gasteinertal etwas „Ordentliches“ zu machen, beschlossen wir, ins nahe Maltatal in Kärnten zu fahren. Dort angekommen, fanden wir perfekte Eisbedingungen und fast keinen Schnee vor. Es bildeten sich schnell Seilschaften, und es gelang uns, die Eisfälle Gamseck, Wintersun und Kathedrale zu klettern.

 

Im Anlauftal

Da der Schnee sich gesetzt hatte, verbrachten wir die beiden darauffolgenden Tage im Anlauftal in der Nähe von Gastein. Nach dem einstündigen Zustieg, den wir mit Skiern hinter uns brachten, kletterte ich mit Jürgen den vier Seillängen langen Federweißfall. Hier war zwar um einiges mehr Schnee als im Maltatal, das Eis war jedoch ziemlich okay. Als ich mit Jürgen wieder am Einstieg stand, verlor ich keine Zeit und schnappte mir Clemens, um wie Stefan Brunner und Alex den Fenstergucker zu klettern. Roli und Berni suchten die Herausforderung und wagten die anspruchsvolle Linie der Seidenraupe. Obwohl die Seidenraupe nur mit dem 5. Grad bewertet wird, hatten die beiden aufgrund der Verhältnisse ganz schön zu kämpfen.

 

Am Donnerstag ließen wir die Skier im Auto und stapften mit den Bergschuhen das Anlauftal hoch. Ich suchte mir Alex und Clemens als meine Seilpartner aus, und wir marschierten Richtung Mordor. Die beeindruckende Linie des Supervisors wurde von Roli, Stefan B. und Jürgen bezwungen; sie zählt zu den anspruchsvollsten Anstiegen im Tal. Abgekämpft durch die „Arbeit“ im Eis und die tiefen Temperaturen waren alle froh, einige Stunden später wieder bei den Autos zu stehen.

 

Nach diesen vier Tagen wurde Jürgen Reinmüller von Peter Gebetsberger, Sportmanager bei den Naturfreunden Österreich, abgelöst, um mit uns den Lawinenkurs zu machen.

 

Über die Beschaffenheit von Schnee

Von Freitag bis Sonntag begann und endete jeder Tag mit theoretischen Grundlagen der Lawinenkunde. Peter kann auf über fünfundzwanzig Jahre Erfahrung im Schnee zurückgreifen, und er zeigte uns, wie man Lawinenlageberichte interpretiert. Weiters beschäftigten wir uns intensiv mit dem Schneedeckenaufbau. Auch die verschiedensten Arten von Schneerutschen lernten wir genauestens kennen.

 

Natürlich genügt es nicht, dieses Wissen ausschließlich am Papier zu studieren, und so bestiegen wir den Kalkbretterkopf, das Hanbalzköpfl und die Schmugglerscharte. Auf jeder Skitour ließ uns Peter an seinem Wissen teilhaben und machte uns immer wieder auf gefährliche Geländeformen aufmerksam. Mehrmals gruben wir ein Schneeprofil, um uns den Schneedeckenaufbau genau anzusehen. Verschiedene Tests gaben uns Aufschluss über die Gleiteigenschaften und Schwachstellen der Schneeschichten.

Nach diesem Lawinenkurs fühle ich mich nun im winterlichen Gebirge um einiges sicherer und kann Risiken besser einschätzen.

 

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