Clemens Jerabek

Die Naturfreunde Österreich geben mit großer Bestürzung und Fassungslosigkeit den tragischen Bergunfall von Clemens Jerabek bekannt. Der 27-Jährige war ein erfahrener, bestens ausgebildeter Alpinist und Mitglied der Alpinistengilde sowie des jungen Alpinkaders der Naturfreunde.

 

Unser tiefes Mitgefühl und unsere Anteilnahme gelten der Familie und den Angehörigen. Wir werden Clemens als fröhlichen, umsichtigen Topalpinisten und Bergkameraden, vor allem aber als Freund immer ein ehrendes Andenken bewahren.


Nichts in diesem Leben gehört uns wirklich. Und wenn die Zeit kommt, bleibt uns manchmal nur, das Steuer für einen Moment aus der Hand zu geben und zu akzeptieren.

 

Obwohl wir nun schon seit Sonntag Gewissheit haben, wird es noch dauern, um ganz zu realisieren, was in den letzten Tagen passiert ist. Vielleicht in einigen Tagen beim Begräbnis, vielleicht erst in einigen Wochen im Flugzeug nach Peru, vielleicht nie so ganz...Clemens ist nicht mehr bei uns. Clemens, der 110-Prozent-Mann. Der uns immer alle zum Lachen brachte, egal in welcher Situation. Der abends in Chamonix mit ebenso großer Begeisterung die ganze Gruppe bekochte, wie er untertags schwierige Touren kletterte. Mit dem ich erst vor Kurzem noch bei bestem Wetter auf dem Ortler-Gipfel stand, während wir uns wie die kleinen Kinder über den genialen Tag freuten. Erlebnisse leben von Erinnerungen. Und doch hat man wenig davon, wenn man mit seinen Erinnerungen alleine ist.

 

Ich habe Clemens immer bewundert. Als Wiener hat man die Berge nicht unbedingt vor der Haustür. Trotzdem schaffte er es irgendwie, seine Freundin, Familie, Freunde, die Berge und seine Arbeit unter einen Hut zu bringen. Und dabei keine halben Sachen zu machen. Die gab es für ihn sowieso nicht. Für eine Tour sechs Stunden quer durch Österreich fahren? Kein Problem. Spindrift bei minus zwanzig Grad irgendwo hoch oben in einem Eisfall? „Aah, geil!“ Clemens ärgerte sich nicht über Dinge. Oder jammerte darüber. Er nahm sie selbst in die Hand, und machte das Beste daraus.

 

Und nun kam es, wie es bei den Besten so oft kommt. Unerwartet, auf einer Trainingsrunde wie er sie zuvor schon hundert Mal gemacht hat. Clemens hinterlässt ein riesiges Loch in unserer kleinen Gruppe, das wir nicht werden füllen können. Aber wenn ich eines sicher weiß, dann, dass er gewollt hätte, dass wir trotzdem – oder gerade deswegen – nach Peru aufbrechen. Zu seinen, unseren, Traumbergen. Unsere Traumtouren klettern. Clemens, ohne Dich wird es nicht mehr dasselbe sein. Im Flugzeug, im Basislager, beim Kochen, im Biwak, und – wenn es uns gelingen sollte – am Gipfel. Danke für die geniale Zeit und die gemeinsamen Touren. Zwei Jahre waren eine viel zu kurze Zeit, um Dich kennenzulernen. Aber, um es mit deinen eigenen Worten zu sagen: „Geil woas!“

 

 

 

Persönliche Worte von Peter Ehrengruber, im Namen des gesamten Alpinkaders

Alpinkader in Chamonix - der Endspurt vor der Abschlussexpedition nach Südamerika naht (die letzte Ausbildungseinheit, gemeinsam mit Clemens)