Privat:

Matthias Lampel und Tanja Kuster in der Dauphiné

 

Vom 12. bis zum 20. Juli 2020 verbrachten wir eine Woche im sogenannten „wildesten Gebirge der Alpen“. Dieses präsentierte sich dann aber doch wesentlich angenehmer, als dieser Titel vermuten lässt. Außerdem waren wir überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Einheimischen sowie französischen Touristen, die uns einen unbeschwerten Urlaub ermöglichten, obwohl sowohl Matthias als auch ich kein Wort Französisch sprechen.

 

Unser Weg führte uns nach einer Beinahe-Autopanne nach La Bérarde, von wo aus wir für zwei Tage zum Cirque de Soreiller aufstiegen und unser Biwak einrichteten. Als erste Tour stand die Visite Obligatoire (6a+) auf der Aiguille Dibona am Programm. Eine kompakte, steile Granitkletterei auf einen formschönen Gipfel. Am vorletzten Stand kamen wir mit einem Franzosen ins Gespräch, der uns gleich eine Tour für den nächsten Tag empfahl. Wir entschieden uns nach einer Biwaknacht unter freiem Himmel in der malerischen Landschaft dieser Empfehlung zu folgen und kletterten die Danse avec le pilier (6c) auf den Aiguille Orientale. Für mich war der ausgesetzte, helle Pfeiler die schönste Klettertour auf der Reise.

 

Den nächsten Tag verbrachten wir mit einer Klettertour vom Tal aus, der „Maye, oh, niaise!“ (6c), auf den Tête de la Maye. Schließlich gönnten wir uns noch einen Wander-/Ruhetag, bevor wir zur berühmten Meije-Überschreitung aufbrachen. Schon der Zustieg von la Grave zur Promontoire Hütte ist eine anspruchsvolle Hochtour für sich. Die 2er-Kletterei mit dem schweren Rucksack forderte unsere Wegfindungsfähigkeiten, und ein zur Scharte Brèche de la Meije hin steiler werdender Gletscher war ebenfalls zu überwinden. Auf der winzigen Promontoire Hütte wurden wir dann von einer sehr netten und entspannten Hüttenwirtin empfangen.

 

Die Überschreitung der ganzen Meije-Kette am nächsten Tag war vor allem eines: lang. Aber auch ständig fordernd, ausgesetzt und cool zu klettern. Die brüchigen Passagen waren spätestens am kompakten Grat nach dem Grand Pic de la Meije (3983m) vergessen. Ein besonderes Highlight stellte die als Eisklettersteig eingerichtete Umgehung des Dent Zsigmondy dar. Schließlich kamen wir erschöpft, aber zufrieden hinunter nach la Grave, wo uns sofort jemand bereitwillig zu unserem einige Kilometer entfernten Auto brachte.  

 

Obwohl vom Vortag noch müde, entschlossen wir uns das schöne Wetter zu nutzen und den Mittelteil der Route Ranxerox (7a) auf dem Tête d'Aval zu klettern. Bei der Zufahrt erwischten wir die falsche Schotterstraße und fanden uns plötzlich im Hinterhof eines unglaublich freundlichen älteren Franzosen wieder, der uns auf ein Frühstück in seinen Garten einlud. Seinen französischen Erzählungen lauschten wir zwar sehr gerne, leider aber mit nur wenig Verständnis. Nach der tollen, anstrengenden Tropflochkletterei kehrten wir zurück in seinen Garten und bekamen noch einen Génépi, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machten.

 

Tanja Kuster

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