Hochtourenkurs im Glocknergebiet

Für den Abschluss des ersten Jahres des derzeitigen Alpinkaders der Naturfreunde stand im Juni 2021 ein einwöchiger Hochtourenkurs mit den Schwerpunkten Spaltenbergung, Firn- und Eissicherung sowie Wetterkunde und Orientierung auf dem Programm.

 

Text: Andreas Jank, Mitglied des Naturfreunde-Alpinkaders, Fotos: Patrick Baumgartner

 

Am Samstag, dem 19. Juni 2021, trafen sich die Alpinkader-Mitglieder nach der Anreise in Fahrgemeinschaften beim wohl höchstgelegenen Parkhaus Österreichs auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe. Nur Anna Truntschnig war aus Innsbruck per Fahrrad (!) gekommen. Nach der Verteilung des für den Hochtourenkurs benötigten Materials in unsere Rucksäcke stiegen wir gemütlich zu unserer Unterkunft, zur Oberwalderhütte (2973 m) am Hohen Burgstall, auf.

Der nächste Tag startete sonnig, und wir wollten uns erst mal etwas akklimatisieren und unser Wissen über Seil- bzw. Rettungstechnik in Schnee und Eis auffrischen. Im nahegelegenen Hufeisenbruch und am Weg dahin übten wir verschiedene Verankerungen im Schnee (T-Anker, lösbarer T-Anker, Steckpickel) und Eis (Standplatzbau, Eissanduhren) sowie den Umgang mit Steigeisen und Pickel. Abends planten wir für die nächsten zwei Tage eine sehr anspruchsvolle Tour.

 

Zum Gipfel des Großglockners

Nach einer stürmischen Nacht brachen wir zeitig in der Früh zur Schneewinkelscharte auf, um von dort aus den Romariswandkopf über den NW-Grat in Angriff zu nehmen. Dort fanden wir ideales Gelände vor, um Techniken wie gestaffeltes Gehen und Klettern am laufenden Seil zu üben. Unser Tagesziel, das Glockner-Biwak (3205 m), erreichten wir immer dem Grat folgend am Nachmittag.

Vom komfortablen neuen Biwak starteten wir am nächsten Tag in Richtung Hofmannspitze, wo wir am Grat angelangt von Wind und eisigen Temperaturen empfangen wurden. In einem stetigen Auf und Ab überschritten wir die Glocknerwand und das Teufelshorn und folgten weiter dem NW-Grat auf den Großglockner (3798 m).

Nachdem die Sicht nicht unbedingt zum Verweilen einlud, begannen wir nach einer kurzen Pause den Abstieg über den Normalweg. Unter dem Glocknerleitl galt es bei Nebel den richtigen Abstieg übers Lammereis zu finden. Im oberen Teil stapfend, im unteren Teil eher am Hosenboden dahingleitend waren wir recht bald über den Resten der Pasterze angelangt, wo man deutlich sehen konnte, wie stark die hohen Temperaturen der Vortage die Eis- und Schneelandschaft verändert hatten. Steile Schutt- und Schneehänge querend stiegen wir zum Glocknerkees ab und gingen in einem großen Rechtsbogen über weite Gletscherflächen zurück zur Oberwalderhütte.

Für mich war dieser Tag das Highlight des Kurses: Die Erinnerung an die Herausforderungen während der Tour (IV, 1300 Hm), an die Gemeinschaft und den Zusammenhalt, an die Ausgesetztheit und die Aussicht, die wir teilweise genießen konnten, werden mich sicher in nächster Zeit begleiten, wenn die Berge mal wieder weit weg sind.

 

Üben von Spaltensturzszenarien

Den nächsten Tag ließen wir etwas langsamer angehen. Nach einem ausgiebigen Frühstück übten wir am Gletscher diverse Spaltensturzszenarien wie den Mannschaftszug, der bei großen Seilschaften angewandt wird, und die lose Rolle, eine Methode für kleine Seilschaften; bei genügend Restseil hängt der in eine Spalte Gestürzte eine Seilrolle mit Rücklaufsperre bei sich ein, damit man ihn mithilfe eines Flaschenzugs herausziehen kann. Wir trainierten auch die Bergung eines Bewusstlosen aus einer Gletscherspalte (der Retter muss sich zum Gestürzten abseilen) sowie die Selbstrettung aus einer Gletscherspalte mit Prusik und Gardaklemme bzw. Seilrolle mit Rücklaufsperre.

 

Auf den Johannisberg (3453 m)

Nachdem das Wetter nach wie vor sehr schön war, unternahmen wir am Donnerstag eine Tour mit unserem Fotografen Patrick Baumgartner. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf. Die eine nahm die Johannisberg-NO-Wand, die andere den Grataufstieg rechts davon in Angriff.

Am Freitag beschäftigten wir uns mit Orientierung, Verankerungen im Firn sowie Wetter- und Materialkunde.

 

Als krönenden Abschluss der Woche legten wir am Samstag die Prüfung zur Übungsleiterin/zum Übungsleiter Hochtouren ab. Wir alle hatten ein Rettungsszenario zu bewältigen, mehrere Punkte im Gelände auf der Karte zu finden und eine Tour zu planen.

 

Abschließend noch ein herzliches Dankeschön an unser stets geduldiges Ausbildungsteam Barbara (Babsi) Vigl und Timo Moser, unsere Sponsoren, unseren Fotografen Patrick Baumgartner und die Wirtsleute der Oberwalderhütte!

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