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Großprojekte sind Dorn im Auge

VN-Umfrage zeigt: Vorarlberger gegen Ausbau des touristischen Angebots in den Bergen.

 

SCHWARZACH Als die VN im Vorjahr erstmals über die Pläne eines Speicherteichs im Montafon berichtet hatten, gingen die Wogen hoch.
Gegner und Befürworter des Projekts, das gewohnte Dimensionen sprengt, brachten sich in Stellung. Für Touristiker im Montafon ist die Realisierung nicht weniger als eine Existenzfrage, Umweltschützer befürchten hingegen einen weiteren Dammbruch. Sie haben das Landesverwaltungsgericht gerufen und einen Etappenerfolg erzielt. Die Umweltabteilung des Landes hat zu prüfen, ob für das Großprojekt eine Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich
ist. Was jetzt schon klar ist: Ein Baustart ist in weite Ferne gerückt.
Das wiederum dürfte ganz im Sinne einer Mehrheit im Land sein, wie eine aktuelle Umfrage des Meinungsinstituts Dr. Berndt im Auftrag der VN zeigt. Nur jeder 8. Vorarlberger plädiert demnach für einen weiteren Ausbau des Angebots in den Bergen. Der Speicherteich selbst ist in der Frage erwähnt – das Ergebnis der Umfrage damit auch eine deutliche Absage an die Pläne im Montafon.

 

Naturschutz hat Priorität 

Wenn es um die Interessenabwägung zwischen Tourismuswirtschaft und Naturschutz geht, haben die Vorarlberger klare Prioritäten.Vielen scheint eine Grenze bei der Erschließung der Berge längst überschritten. Wie die repräsentative Umfrage zeigt, spricht sich mit 44 Prozent fast jeder zweite Befragte gar für Beschränkungen aus. Jeder Dritte (32 Prozent) ist der Meinung, dass der derzeitige Stand beibehalten werden sollte. „Wir konstatieren grundlegend eine hohe Sensibilität in Umweltfragen“, beschreibt Meinungsforscher Edwin Berndt die Umfrageergebnisse. Das Ergebnis ist deutlich, leichte Unterschiede gibt es allerdings regional und bei der politischen Zugehörigkeit.
Während bei der Landbevölkerung, die teils vom Tourismus lebt, ein paar Prozent mehr für einen Ausbau sind (16 Prozent), zeigt sich bei Städtern ein gegensätzliches Bild (8Prozent). Und dass Anhänger von kleineren Parteien wie Neos und den Grünen mit nur 6 Prozent Zustimmung bei einem Angebotsausbau vom Durchschnitt abweichen, überrascht ebenfalls kaum. Eine große Ablehnung gibt es zudem bei SPÖ-Anhängern (48 Prozent). Aber auch ÖVP-Wähler erteilen entsprechenden Plänen eine deutliche Absage. 41 Prozent sind dagegen. Bei FPÖ-Anhängern ist die Ablehnung mit 37 Prozent etwas geringer. 

Und noch etwas zeigt die Umfrage: Eher Ältere, die über 60-Jährigen, sind überdurchschnittlich sensibilisiert in Umweltfragen. 55 Prozent sind für Einschränkungen, nur acht Prozent für einen weiteren Ausbau. Auch sozial weniger Gutbemittelte (C-Schicht) sind mit 49 Prozent überdurchschnittlich stark in jener Gruppe vertreten, die für Beschränkungen sind.

 

Das Umfrageergebnis zusammengefasst zeigt deutlich, dass 79 Prozent der Befragten gegen einen weiteren Ausbau oder nur zu einem eingeschränkten Ausbau votieren, nur 12 Prozent würden einen weiteren Ausbau befürworten. 9 Prozent machten keine Angabe.

 

Quelle: Vorarlberger Nachrichten

Ausgabe: Dienstag, 19. März 2019

Autor: Michael Gasser

Umfrage Dr. Bernhard.

Um ein realistischeres Bild von dem geplanten Projekt zu bekommen haben Vorarlberger Naturschützer eine Visualisierung in Auftrag gegeben. Diese zeigt das Becken von der unteren Seite, samt dem Pumpenhaus – und um ein Gefühl für die Dimensionen zu bekommen, wurden das Bregenzer Kunsthaus als Größenvergleich dazugestellt.
Umfrageergebnisse im Diagramm
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