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20 Jahre Naturschutz in der Europäischen Union

1992 wurden die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) sowie LIFE, das Finanzierungsprogramm der EU für die Umwelt ins Leben gerufen.

Damals, also 1992, verabschiedeten die EU-Mitgliedstaaten einstimmig die FFH-Richtlinie, um die am stärksten bedrohten Tiere und Lebensräume in ganz Europa zu schützen. Damit wurde auf den besorgniserregend raschen Schwund von wildlebenden Tieren und Pflanzen sowie von Lebensräumen aufgrund von Veränderungen der Landnutzung, Umweltverschmutzung und Zersiedelung der Landschaft reagiert. Um Arten und Lebensräumen die Möglichkeit zur Erholung zu geben, wurde mit der Richtlinie das Natura-2000-Netz von geschützten Gebieten errichtet und über das Finanzierungsinstrument LIFE der Ausbau des Netzes strategisch gefördert.

 

Lebensräume. In diesen zwei Jahrzehnten seit ihrer Verabschiedung hat die Richtlinie wesentlich dazu beigetragen, die weiträumige Zerstörung unserer wertvollsten Biodiversitätsgüter zu stoppen, und einige Arten und Lebensräume lassen bereits Anzeichen einer Erholung erkennen. Das Natura-2000-Netz umfasst mehr als 26.000 geschützte Gebiete mit einer Fläche, die der von Deutschland, Polen und der Tschechischen Republik zusammen entspricht. Fast 18 % des Territoriums der EU sowie 200.000 km² an geschützten Meeresgebieten sind inzwischen in das Netz einbezogen. Slowenien beispielsweise hat über ein Drittel seines Territoriums als geschützte Gebiete ausgewiesen.

 

LIFE. Mithilfe von LIFE-finanzierten Projekten konnten Arten erhalten werden, die bereits kurz vor dem Aussterben standen, wie die Flussperlmuschel in Deutschland und der Tschechischen Republik, die Abruzzen-Gämse in Italien, die Ungarische Wiesenotter und der Spanische Kaiseradler. LIFE unterstützt auch die Erhaltung der Rotbauchunke in Deutschland, Dänemark, Schweden und Lettland.

Die großflächige Zerstörung von wertvollen Lebensräumen mit reicher Flora und Fauna konnte dank zahlreicher konkreter Sanierungsprojekte in der ganzen EU gestoppt werden. Die Projekte betrafen beispielweise den Schutz von Sanddünen in Litauen, die Säuberung von Posidonia-Wiesen von gebietsfremden Arten in Frankreich sowie die Sanierung der Donau in Österreich, des Laubwaldes in Schweden, von Feuchtgebieten in den Niederlanden und von Hochmooren in Polen und Dänemark. Viele dieser Initiativen wurden im Rahmen von LIFE gefördert.

 

Natura 2000. Natura 2000 ist kein System von Naturschutzgebieten im strikten Sinne, sondern basiert auf dem viel breiteren Prinzip des nachhaltigen Flächen- und Wasser­nutzungsmanagements. Wirtschaftliche Tätigkeiten in den Gebieten sind möglich, sofern sie deren Erhaltungsziele nicht gefährden. Natura 2000 hat zahlreiche Möglichkeiten für Freizeittätigkeiten und Fremdenverkehr eröffnet. Natur-2000-Gebiete ziehen jedes Jahr schätzungsweise 1,2 bis 2,2 Milliarden Besucher an, womit jährlich zwischen 5 und 9 Milliarden Euro erwirtschaftet werden.

 

Bei neuen Entwicklungsprojekten muss die Integrität von Natura-2000-Gebieten gewahrt bleiben, und Projekte mit potenziell schädlichen Auswirkungen dürfen ‑ nach einer umfassenden Umweltprüfung – nur durchgeführt werden, wenn es keine alternative Lösung gibt, wenn das Projekt aus zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses gerechtfertigt ist und etwaige Verluste oder Schädigungen der Gebiete ausgeglichen werden. So wurde für die Straße Via Baltica in Polen eine alternative Streckenführung gewählt, und in Schottland wurde der Standort eines Windparks angepasst, um den Steinadler zu erhalten.

Die Einbeziehung lokaler Akteure in die Verwaltung von Natura 2000 ist ebenfalls von größter Bedeutung und bietet neue Möglichkeiten für ein nachhaltiges Flächennutzungsmanagement, was durch Initiativen wie die naturschutzfreundliche Landwirtschaft belegt wird, die mit einem LIFE-Projekt für die vergletscherte Karstlandschaft in Burren, Irland eingeführt wurde. Und in Frankreich beispielsweise arbeiten die Behörden eng mit örtlichen Grundbesitzern zusammen, um für jedes Gebiet einen Bewirtschaftungsplan zu erstellen.

 

Die wirksame Bewirtschaftung und Sanierung von Gebieten im Rahmen von Natura 2000 ist mit erheblichen Kosten verbunden, die zum Teil durch EU-Gelder etwa aus dem Fonds für die Entwicklung des ländlichen Raums und dem Regionalentwicklungsfonds gedeckt werden können. Doch über den eigentlichen Naturschutz hinaus erbringt Natura 2000 auch lebenswichtige Ökosystemdienstleistungen und sozioökonomische Vorteile, deren geschätzter monetärer Wert diese Investitionskosten bei Weitem übersteigt.

 

[Letzte Aktualisierung 2.6.12]

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