Rund um Knittelfeld war das Ver- hältnis zwischen der Mountainbike- Community und GrundbesitzerInnen in den letzten Jahren von Strecken- sperrungen, Besitzstörungsklagen und gegenseitigem Misstrauen geprägt. Die Bemühungen, auf dem Tremmelberg, dem stadtnahen Erholungsgebiet, eine für alle Seiten tragbare, legale Lösung zu erreichen, scheiterten am Unwillen der GrundbesitzerInnen. Der Frustpegel der Mountainbike-Community erreichte Ende 2019 ungeahnte Höhen.
Die Idee des Knittelfelder Bürgermeisters Harry Bergmann, den gemeindeeigenen Stadtforst am Steinplan für einen Singletrail zu öffnen, war genau der Rettungsanker, an den schließlich niemand mehr geglaubt hatte.
Am ersten Informationsabend platzte der Stadtsaal aus allen Nähten. Die Eckdaten des Projekts waren schnell umrissen: ein legaler Singletrail, ohne kommerzielle Hintergedanken, gebaut und geplant in Eigenregie von der lokalen Mountainbike-Community mit Unterstützung der Stadt Knittelfeld und mit den Naturfreunden Knittelfeld als Streckenerhalter und -betreiber. Ein kleines Kernteam sorgte im Zu- sammenspiel mit dem zuständigen Förster für eine forstwirtschaftlich verträgliche und trotzdem interes- sante Streckenführung. Während des Lockdowns wurden Arbeiten nur in Kleingruppen erledigt. Anfang Juni arbeiteten alle Interessierten im Rahmen eines Trailbautages am Shape der neuen Strecke.
Der „Brandwaldsteig“ ist ein mittel-schwerer, naturbelassener Singletrail mit etwa 3 km Länge und ca. 450 Hm. Er darf nur per Rad und nur bergab benutzt werden. Der Einstieg befindet sich auf der Straße Richtung Steinplan (über die man auch zum Steinplan-Schutzhaus der Naturfreunde gelangt) und ist von Knittelfeld mit dem Rad in ca. 50 Minuten erreichbar.
Für das Zustandekommen eines solchen Projekts müssen mehrere Glücksfälle gleichzeitig eintreten: lösungsorientierte BikerInnen mit einem Verständnis für Forstwirtschaft, aufgeschlossene Förster mit Handschlagqualität, StadtpolitikerInnen mit Mut zum Risiko und eine Freizeitorganisation wie die Naturfreunde mit ihrer Kompetenz in rechtlichen und versicherungstechnischen Fragen.
Dieser Trail macht aus der Obersteiermark noch lange kein MTB-Paradies. Sollte aber das Experiment zur Zufriedenheit aller Beteiligten funktionieren, ist eine Erweiterung und ein Export dieser Idee in andere Gebiete durchaus denkbar.
