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Mit dem Rad durch die mittlere Mongolei

Eine siebenköpfige Gruppe fröhlicher oberösterreichischer Mountainbiker unternahm eine außergewöhnliche Radreise in die Mongolei und lernte dieses Land von seiner besten Seite kennen: Die Menschen waren äußerst freundlich, das Essen war sehr gut und das Wetter prächtig. Bei wolkenlosem Himmel und Temperaturen von bis zu 30 °C fuhren sie in zwölf Tagen eine Runde von ca. 800 km von Ulan-Bator bis Charchorin und auf einer südlicheren Strecke retour.

Nach einem Akklimatisierungstag und dem Besuch des buddhistischen Gandan-Klosters in Ulan-Bator und des Klosters Mandschir Chiid 43 km südlich der Hauptstadt ging es Richtung Westen. Wir hatten uns für folgende Route entschieden: Ulan-Bator- Nationalpark Chustain Nuruu-Lun-Ogii-See-Charchorin-Elsen Tasarkhai-Erdenesant-Lun-Ulan-Bator. Um eine unfallfreie Fahrt und schönes Wetter zu haben, hielten wir bei der ersten Gebetsstelle, einem sogenannten Ovoo, umrundeten ihn dreimal im Uhrzeigersinn und bespritzten ihn mit etwas Wodka. Vor einer Reise vollziehen fast alle Mongolen dieses Ritual.

 

Satteltausch

Auf unserer Reise wurden wir von einem Kleinbus, einem Kleinlaster, auf dem in der Nacht die Räder verstaut wurden, von einer Köchin und einem Guide namens Bulgan begleitet. Er ist gebürtiger Mongole, studiert in Deutschland China- und Japankunde sowie Betriebswirtschaftslehre. Er spricht perfekt deutsch und schreibt derzeit an seinen drei Diplomarbeiten.

Während der Fahrt wurden wir von den Menschen aus den an der Strecke liegenden Ortschaften und Jurten (mongolisch: ger) oft freundlich begrüßt und bestaunt. Es kommen ja nicht wirklich viele RadfahrerInnen in dieses Land, das etwa 6500 km von Österreich entfernt liegt. In den zwölf Tagen unserer MTB-Reise trafen wir nur vier andere Biker - Franzosen.

Unsere Tour führte durch eine Steppenlandschaft mit spärlichem Bewuchs. Unzählige Herden mit Schafen, Kamelen und Pferden kreuzten unseren Weg. Immer wieder stoppten wir bei Hirten und plauderten mithilfe unseres Guides ein wenig. Oft tauschten wir den Fahrradsattel gegen einen Pferde- oder Kamelsattel und ritten ein paar Runden. Auch für die Nomaden waren diese Zusammentreffen eine kleine Abwechslung. Viele hatten bereits eine monatelange Reise hinter sich. Die Hirten ziehen mit ihren Tieren nach Ulan-Bator, um sie dort zu verkaufen. Mit dem Erlös kaufen sie dann nötige Sachen ein, bevor sie die Heimreise zu ihren wartenden Familien antreten.

 

Nur drei Kurven bis zur Mittagspause

Wir fuhren durch ein leicht hügeliges Gelände mit unendlich langen geraden Straßen. Bis zur Mittagspause gab es auf 50 bis 60 km oft nur drei Kurven. Die Fahrbahn bot alles: vom besten Asphalt bis zu knietiefen Schlaglöchern und staubiger Erde. Neben der Hauptfahrbahn dienten bis zu zehn Fahrspuren als Erdpisten. Autopannen wurden mitten auf der Fahrbahn behoben. Pannendreiecke gab es nicht. Oft lag eine ausgebaute Achse oder ein Getriebe auf der Straße.

Genächtigt haben wir in unseren Zelten oder in Jurten. Diese bestehen aus einem runden Holzgerüst, das mit Baumwoll- und Filztextilien eingedeckt wird. In ihnen leben die Hirtennomaden mit ihren Familien. Hier wird aber auch das Fleisch von geschlachteten Tieren zum Trocknen aufgehängt. Strom wird mit einer Photovoltaikanlage erzeugt. Die meisten Nomaden haben einen kleinen Lastwagen und ein Motorrad.

Oft bekamen wir am Abend, wenn wir die Zelte aufschlugen, Besuch von Nomadenkindern. Sie kamen entweder zu Fuß oder mit ihren Pferden. Sehr viele von ihnen hatten noch nie Europäer gesehen. Mit einigen Geschenken und Süßigkeiten in der Hand verschwanden die stets lächelnden und freundlichen Kinder wieder in der Weite der Steppe.

 

Wiener Kaffee in Ulan-Bator

Im Rahmen unserer Reise besuchten wir auch den Nationalpark Chustain Nuruu (= Hustai National Park, www.hustai.mn), in dem noch 200 Przewalski-Pferde (= Mongolische Wildpferde) leben.

Im Orchon-Tal, in der Nähe von Charchorin, sind die Ruinen der ersten Hauptstadt des Mongolenreiches Karakorum sehenswert: Sie entstand unter Ugedai Khan, dem Nachfolger und Sohn Dschingis Khans, im 13. Jahrhundert, wurde allerdings bereits im 14. Jahrhundert von den Chinesen vollständig zerstört. Die Kulturlandschaft des Orchon-Tals zählt zum UNESCO-Welterbe.

Von Charchorin radelten wir über eine südlichere Route zurück nach Ulan-Bator, wo man übrigens wie in Österreich schmausen kann: Im „Helmut Sachers Café“ gibt es guten Kaffee, Sachertorte und andere Mehlspeisen zu genießen.

 

 

Text und Fotos: Herbert Schöttl, Langlauf und Radreferent der Naturfreunde Österreich

 

Solche Steinhaufen, genannt Ovoos, findet man in der Mongolei vor allem auf Berggipfeln und Pässen. Sie werden an heiligen Plätzen errichtet, an denen sich angeblich Geister aufhalten, und dienen als Altäre.
Auf scheinbar endlos langen geraden Strecken radelt man durch die Steppenlandschaft und trifft immer wieder auf freundliche Hirten, die ihre Herden nach Ulan-Bator treiben.
MTB-Reise in die Mongolei

Termin: 15. Juli bis 5. August 2017

Teilnehmerzahl: max. 8 Personen pro Gruppe (max. 2 Gruppen)

Preis pro Person: 3.390 €

 

Alle Details zur Reise findest du hier >

Weitere Informationen

Staatsform: Parlamentarische Republik

 

Größe: 1.564.116 km2; die Mongolei ist flächenmäßig der zweitgrößte Binnenstaat der Welt und ca.18,5-mal so groß wie Österreich.

 

Einwohnerzahl: 2.992.908 (Schätzung Juli 2015), das ergibt 1,9 EinwohnerInnen pro km2.

 

Hauptstadt: Ulan-Bator (1350 m) - hier leben mehr als 40 % der Bevölkerung.

 

Klima: Trockenes Kontinentalklima: Im Winter herrschen arktische Temperaturen; die Tagestemperaturen liegen bei –25 bis -35 °C. Im Sommer können sie auf über 30 °C steigen. Die wenigen Niederschläge fallen von Mai bis September.

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