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Wild Atlantic Way - entlang der Westküste Irlands

Wer an Irland denkt, hat sofort saftige grüne Wiesen, sanfte Hügellandschaften und endlos scheinende Schafherden vor dem geistigen Auge. Doch Irland hat viel mehr zu bieten: Wie zum Beispiel die überwältigende, unberührte und wilde Atlantikküste, die sogar als Kulisse für den letzten Star Wars-Film diente.

Text und Fotos: Doris Wenischnigger, Chefredakteurin vom Magazin „Naturfreund“

 

Fernab jeder Partymeile oder Touristentrubels fasziniert Donegal, eine Grafschaft im Nordwesten von Irland, mit Beschaulichkeit und einzigartiger Landschaft. Hier liegt der Anfang oder auch das Ende – ganz wie man beginnen möchte – des 2.500 km langen Wild Atlantic Way, der zu den längsten, ausgewiesenen Küstenstraße der Welt zählt und die gesamte Westküste Irlands entlangführt. Ausgangspunkt ist entweder Kinsale im Süden oder im Norden die Halbinsel Inishowen. Zerklüftete windgepeitschte Klippen, naturbelassene Sandstrände, jede Menge Schafherden aber auch Wale und Delphine, gemütliche Pubs, Felder im Schachbrettmuster, idyllische kleine Ortschaften, mystische Burgen sowie herzliche und überaus gastfreundliche Menschen begleiten dich auf diesem Weg, der sich mit dem Fahrrad, zu Fuß oder natürlich auch mit dem PKW bewältigen lässt.

 

2017 schaffte es Donegal auf die Liste der „Coolsten Plätze dieses Planeten“, die jährlich vom National Geographic Traveller ausgewählt werden. Ja, cool ist dieser Flecken Erde auf jeden Fall – und hier sind nicht die Temperaturwerte Anfang Mai gemeint! Meine Tour führt mich von Donegal Town über meist sehr schmale, aber gute Straßen bis nach Malin Head, dem nördlichsten Punkt Irlands.

Slieve League Küste

Blaue, rechteckige Schilder mit einer weißen, gezackten Welle markieren den Wild Atlantic Way und führen nach Slieve League. Die faszinierende Klippenlandschaft ist eines der spektakulärsten Naturwunder des Wild Atlantic Way. Mit rund 600 m Höhe gehören diese steil abfallenden Klippen zu den höchsten Europas. Sie sind fast dreimal so hoch wie die bekannteren Cliffs of Moher. Ein schmaler Pfad, der One Man’s Path, führt auf dem Grad der Klippen vom Bunglass Point bis nach Malinbeg. Stellenweise ist dieser Pfad gerade einmal 50 cm breit – links und rechts nur Abgrund! Also bitte Vorsicht! Man kann sich die Klippen aber natürlich auch bei einer Bootstour vom Wasser aus ansehen. Dabei stehen die Chancen gut, neben den riesigen Felswänden auch Delfine, Wale, Robben und mit viel Glück sogar Riesenhaie zu sehen. Am Weiterweg wird in Ardara Halt gemacht und die Tweed-Weberei von Eddie Doherty besucht. Mit Begeisterung sitzt der über 70ig-Jährige täglich viele Stunden an seinem Webstuhl. Wer bei Tweed an kratzige altmodische Jacken denkt, wird überrascht sein: In Donegal wird seit Jahrhunderten ein spezielles Tweed-Garn gesponnen; ein Schurwollgarn, das mit kleinen, farbigen Einschüssen durchzogen ist und sich weich und angenehm anfühlt. Traditionell orientiert sich der echte Donegal Tweed an den Farben der irischen Natur und den hier heimischen Pflanzen, wie Heidelbeeren, Fuchsien, Ginster oder Moos.

Die Klippen von Slieve League sind absolut beeindruckend und am besten von einem Boot aus zu bestaunen.

Glenveagh Nationalpark

Mit einer Größe von 16.500 km2 ist der Glenveagh-Nationalpark der größte in Irland und gilt mit seiner golden schimmernden Heide sowie den Eichen- und Birkenwäldchen als Paradies für WanderInnen und RadfahrerInnen. Diese einzigartige Landschaft hat mich sofort in den Bann gezogen. Ruhe spüren und die Farbpracht wirken lassen – der perfekte Ausgleich für den sonst meist viel zu lauten, hektischen Alltag. Eine der besten Möglichkeiten dieses Areal zu erkunden, ist eine Rundtour entlang der R251 und R254. Aber es führen noch zahlreiche weitere Wege durch die Wälder und Hochmoore zu so manchem Wasserfall. An einem See, dem Lough Beagh, liegt eine kleine, aber absolut sehenswerte Burg, dem Glenveagh Castle, die auch für ihren wunderschön angelegten Garten und ihre exotischen Pflanzen bekannt ist. Eine Besichtigung ist auf jeden Fall empfehlenswert.  

Der Glenveagh-Nationalpark ist ein Paradies für alle, die gerne wandern oder Rad fahren.

Malin Head

Der Küstenstraße entlang geht es weiter und nach jeder Kurve zeigt sich ein neues Highlight: Leuchttürme, Klippen mit tosenden Wellen aber auch breite Natursandstrände die Surfer anlocken. Einen kurzen Abstecher für die kreisförmige Steinfestung Grianán of Aileách, die einem Amphitheater ähnlich sieht, sollte man auf jeden Fall einplanen. An klaren Tagen gibt es von hier aus eine atemberaubende Aussicht bis nach Derry.

 

Malin Head liegt im äußersten Norden der Inishowen Halbinsel und markiert den nördlichsten (und windigsten) Punkt auf dem irischen Festland (die Insel Tory Island wäre noch nördlicher). Diese Küste mit ihren gewaltigen Felsen und mystischer Stimmung lockte im Jahr 2016 die Filmcrew von Star Wars für den 8. Teil „Die letzten Jedi“ an. Dreizehn Wochen dauerte es, das Filmset und das Raumschiff Millennium Falcon zu bauen. Die felsige Küste von Malin Head diente als Kulisse für den Planeten Ahch-to. Der Ort, an dem die Aufnahmen stattfanden, ist normalerweise nicht frei zugänglich. Aber es ist möglich, eine private Star Wars Tour mit Bren Whelan zu buchen, einem erfahrenen Bergführer, der auch die Filmcrew begleitet hat. Auch, wenn man kein Star Wars-Fan ist, läuft hier die Kamera heiß. Obwohl bald klar wird: die rauhe Schönheit von Malin Head lässt sich nicht auf einem Foto erfassen – nur live erleben!

Die felsige Küste von Malin Head mit ihrer besonderen Stimmung lieferte die perfekte Kulisse für den letzten "Star-Wars"-Film.

Irland-Resümee

Diese Irland-Reise hat 6 Tage gedauert und doch kommt es mir vor, als wenn es Wochen gewesen wären. Nicht nur die Landschaft mit ihren Farben, die Burgen, Kirchen, etc. haben sich fest in meiner Erinnerung verankert! Das wirklich Besondere der grünen Insel sind die Menschen, denen du in den vielen kleinen Ortschaften begegnest und die dir nur allzu gerne ein paar richtig coole Geschichten erzählen, die du nirgendwo nachlesen kannst. Diese Menschen sorgen nicht nur dafür, dass jede Etappe des Wild Atlantic Way zu einem unvergesslichen Erlebnis wird, sondern auch, dass du dich hier vom ersten Moment an wie zuhause fühlst! Ja, und der Regen gehört natürlich ebenso zu Irland – aber das oftmals nasse Wetter macht der unvergleichliche, trockene Humor der Iren locker wett.

Impressionen

Glenveagh Nationalpark
Glenveagh Nationalpark mit der kleinen Burg Glenveagh Castle
Glenveagh Castle
Einer der hübsch eingerichteten Räume im Glenveagh Castle
Ein Erlebnis: In Dunfanaghy kann man die flache Sandbucht mit Pferden erkunden.
Am Abend trifft man sich, um gemeinsam in einem Pub zu musizieren - jeder der möchte ist eingeladen mitzuspielen!
Mehr als 2500 km ist der gesamte Wild Atlantic Way lang. Einer der schönsten Wegabschnitte liegt im County Donegal.
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