www.naturfreunde.at

Griaß enk aus Osttirol!

Osttirol ist für Schitourengeher*innen ein besonders feines Plätzchen. Hier ist alles ein wenig ruhiger, einsamer, naturbelassener – und schöner.

Text und Fotos: Dr. Helmuth Preslmaier, Schitoureninstruktor und Bundesreferent für Schitouren der Naturfreunde Österreich

 

Der Winter findet hier zuverlässig statt, das werden die Osttiroler Touristiker*innen nicht müde zu betonen und verweisen auf die wetterbegünstigte Lage auf der Alpensüdseite. Meist bringt die klassische Südwestströmung die weiße Pracht, manchmal kommt der Schnee von Norden. Vergangenen Winter lag das ganze Land fünf Monate unter einer geschlossenen Schneedecke.

 

Auf Nachhaltigkeit wird großer Wert gelegt. Osttirol hat es geschafft, dem lauten Wintertourismus und dem Erschließungswahn zu entkommen. Dafür gibt’s viel intakte Natur - knapp ein Drittel der Fläche gehört zum Nationalpark Hohe Tauern - und Schitourenziele für mehrere Saisonen. In allen Schwierigkeitsgraden, für den Hochwinter genauso wie für das Frühjahr.

 

Die Osttiroler*innen sind herzliche und kontaktfreudige Menschen, mit denen man schnell ins Gespräch kommt. Dazu trägt auch das allgegenwärtige Du-Wort bei. Wohlfühlen wird großgeschrieben. Dazu gehört auch, dass einen nach einer Tour ein feines kulinarisches Verwöhnprogramm erwartet.

Im Folgenden stelle ich drei naturbelassene Täler vor, in denen man traumhafte Touren unternehmen kann. Also, auf geht’s!

 

Villgratental – im Herrgottswinkel Osttirols

Das abgelegene Tal ist mit dem Spruch „Kommen Sie zu uns, wir haben nichts!“ bekannt geworden. Diese Region hat sich bereits vor 50 Jahren gegen Schilifte ausgesprochen; die kleine Gemeinde Innervillgraten (900 Einwohner*innen, 400 Gästebetten) ist zum Inbegriff des sanften Tourismus geworden und zum Eldorado für Schitourengeher*innen aufgestiegen. Mit perfekter Infrastruktur wie ausreichend vielen Parkplätzen, LVS-Checkpoints und Informationstafeln mit den empfohlenen Aufstiegsrouten an den Ausgangspunkten der Schitouren.

 

Der Schitouren-Hotspot im Villgratental ist der Weiler Kalkstein auf 1639 m. Hier stehen einige Häuser sowie die Wallfahrtskirche Maria Schnee samt Friedhof mit dem Grab eines von Jägern im Jahre 1982 erschossenen Wilderers. Das war vor erst 40 Jahren!

 

In Kalkstein ist der Gabentisch für Schitourengeher*innen reich gedeckt. Wie Perlen reihen sich hier die Tourenziele aneinander. Von links nach rechts: Marchkinkele, Toblacher Pfannhorn, Gaishörndl, Pürglers Kunke (Pürglesgungge) und Kreuzspitze. Dank der hohen Ausgangslage führen die Aufstiege nur kurz durch den Wald, bis man zu breiten, baumlosen Hängen kommt, die genussvolle Abfahrten versprechen.

Eines der beliebtesten Ziele im Villgratental ist die Kreuzspitze. Die Tour bietet einen landschaftlich reizvollen Aufstieg, und auf den weiten freien Hängen mit häufig gutem Schnee kann man herrlich abfahren. Vom Gipfel hat man einen einmaligen Ausblick auf die Dolomiten und die Hohen Tauern. Bei Firn gibt es die Option, auf einer Höhe von etwa 2100 m nach rechts auf die westseitigen Hänge der Mosesgungge auszuweichen.

 

Ein beliebter Treffpunkt ist das moderne, aus Holz gebaute Gasthaus Badl Alm in Kalkstein; in der rundum verglasten Gaststube kann man sich sowohl am guten Essen also auch an der prächtigen Winterlandschaft erfreuen.

 

Defereggental – Osttirols Gefrierschrank

Ein Hauch von Kanada in den Alpen. Das Mikroklima rund um St. Jakob im Defereggental sorgt für trockene Kälte, dadurch bleibt der Schnee lange flauschig. Das freut die Freerider*innen.

Das Liftgebiet von St. Jakob ist Ausgangspunkt einer rassigen Schitour auf die Langschneid. Der Berg beherrscht mit seinen langgezogenen Flanken das Defereggental. Der Aufstieg kann durch die Benutzung des Lifts bis zur Mittelstation (Tourengeherkarte) verkürzt werden. Auf dieser schattseitig gelegenen Tour findet man im Hochwinter garantiert Pulverschnee vor. Keinesfalls auslassen sollte man eine Einkehr in der Eggenalm. Unbedingt Schlipfkrapfen mit brauner Butter und Parmesan probieren!

Das Highlight im Defereggental sind die Touren vom Staller Sattel aus. Diese Passstraße verbindet das Defereggental mit dem Südtiroler Antholzer Tal; im Winter wird nur die Auffahrt von der Osttiroler Seite geräumt. Man startet hier auf 2000 m Höhe, also oberhalb der Baumgrenze. Lohnende Tourenziele locken auf beiden Seiten der Straße. Viel Sonne tanken kann man bei der Besteigung des Almerhorns. Landschaftlich besonders reizvoll ist die Tour auf die Rote Wand, die bis ins späte Frühjahr machbar ist; im vergangenen Winter unternahm ich sie zum letzten Mal am 31. Mai.

Egal, welche Tour man wählt, zum Abschluss ist ein Besuch des gemütlichen Alpengasthauses Obersee einzuplanen, in dem man ausgezeichnete Küche und echten italienischen Espresso serviert.

 

Kalser Tal – im Angesicht des Großglockners

Die ins Kalser Tal eilenden Schitourengeher*innen haben meist den Großglockner im Fokus, wo es dann öfters auch mal eng wird.

 

Diesmal kann der Glockner warten. Denn auf der Suche nach Hochwintertouren wird man auch rund um Kals fündig. Die schmale ganzjährig befahrbare Kalser Glocknerstraße führt in vielen Kehren zu dem auf 1920 m hoch gelegenen und ganzjährig bewirtschafteten Lucknerhaus. Einige Schitouren starten hier direkt vor der Haustüre. Auf der einen Seite geht’s zum Figerhorn, zuerst über weite Hänge, zuletzt über ein steiles Stück zum Gipfel, das sichere Schneeverhältnisse erfordert. Der Lohn der Mühe: ein phantastischer Ausblick auf den Großglockner und weite Hänge zum Abfahren.

 

Auf der anderen Talseite peilt man die Glorer Hütte an. Bei guten Bedingungen lässt sich diese Tour auch zu einer eleganten Rundtour erweitern. Dazu verlässt man die Aufstiegsroute zur Glorer Hütte auf etwa 2400 m Höhe, steigt zum Gipfel des Weißen Knoten auf, fährt von dort nach Osten ab und erreicht nach einem kurzen Gegenanstieg die Glorer Hütte (2642 m). Welche Route auch immer gewählt wird - der beeindruckende Blick zum Großglockner ist ein ständiger Begleiter.

Fünf Schitouren für den Hochwinter

Kreuzspitze (2624 m)

Ausgangspunkt: Innervillgraten, Parkplatz Kalkstein

3 Std./1000 Hm

 

Langschneid (2689 m)

Ausgangspunkt: St. Jakob im Defereggental/Schizentrum

4–4,5 Std. (bei Liftbenutzung 3–3,5 Std.)/1300 Hm (bei Liftbenutzung 950 Hm)

 

Rote Wand (2818 m)

Ausgangspunkt: St. Jakob im Defereggental, Ende der Straße zum Staller Sattel

3 Std./840 Hm

 

Weißer Knoten (2864 m)

Ausgangspunkt: Kalser Glocknerstraße, Lucknerhaus

3 Std./970 Hm

 

Figerhorn (2743 m)

Ausgangspunkt: Kalser Glocknerstraße, Lucknerhaus

2,5 Std./890 Hm

ANZEIGE
Angebotssuche