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Kein Plan A ohne Plan B

Eine zeitgerechte und sorgfältige Tourenplanung ist der Schlüssel für jede gelungene Schitour bzw. Freeride-Unternehmung. Unfallanalysen zeigen eindrucksvoll, dass die Verkettung von Fehlern, die letztendlich zu einem Bergunfall führt, ihren Ausgangspunkt oft in einer mangelhaften oder nicht existenten Tourenplanung hat.

Obwohl der Sicherheitsaspekt an oberster Stelle steht, ist eine gute Planung auch ein Garant dafür, dass Spaß und Genuss nicht zu kurz kommen. Es lohnt sich also, dafür ausreichend Zeit zu investieren.

 

 

Fünf Planungsschritte

Die Grobplanung kann schon lange vor der Tour erfolgen. Auf der Grundlage von Führerliteratur, Karten und Tourenbeschreibungen werden ein oder mehrere Tourenziele ausgesucht. Ist die Entscheidung für ein Ziel gefallen, erfolgt am Vortag bzw. am Vorabend der Unternehmung in fünf Schritten die eigentliche Tourenplanung.

 

1. Informationen sammeln

Im ersten Planungsschritt werden Informationen über die Verhältnisse, das Gelände und die Teilnehmenden gesammelt.

 

Verhältnisse: Aus dem Lawinenlagebericht erhalten wir die wichtigsten Informationen über die aktuellen Verhältnisse in einer Region. Wichtig ist, sich nicht nur auf die Gefahrenstufe zu konzentrieren, sondern die Informationen des Lawinenlageberichtes umfassend zu nutzen.

Gelände: Wir machen uns mithilfe von Literatur, topographischer Karte und Internet mit der geplanten Tour vertraut und recherchieren die erforderlichen Informationen wie Steilheit, Exposition und Höhenlage.

 

Die Teilnehmenden: „Wer geht mit?“ ist bei der Planung eine der wichtigsten Fragen. Sind alle Teilnehmenden den technischen und konditionellen Anforderungen der Tour gewachsen? Ist die Gruppengröße der Tour angepasst? Wie sind Erwartungshaltung und Risikobereitschaft der Teilnehmenden? Verfügen alle über die erforderliche (Notfall-)Ausrüstung, und können sie diese auch anwenden?

 

2. Schlüsselstellen finden und beurteilen

Schlüsselstellen sind jene Bereiche, die sich durch alpine Gefahren, technische Schwierigkeiten, schwierige Orientierung oder Lawinengefahr vom Rest der Tour abheben. Wir müssen daher die Route nach solchen Stellen absuchen und uns überlegen, ob und wie wir sie bewältigen können.

 

3. Alternativen planen

Was machen wir während der Tour, wenn die Schnee-, Lawinen- und Wetterverhältnisse schlechter sind als angenommen, wenn die Bedingungen zum Begehen einer Schlüsselstelle nicht erfüllt oder die Teilnehmenden überfordert sind? Damit wir in solchen Situationen flexibel sind, planen wir Umgehungsmöglichkeiten bzw. Alternativziele.

 

4. Zeitplan aufstellen

Zu klären ist: Wann starten wir? Wann müssen wir spätestens zurück sein, und wie viel Zeit benötigen wir für die Tour? Abgesehen von den Zeitangaben der Führerliteratur kann man den Zeitaufwand mit folgender Faustregel abschätzen: Zunächst ermittelt man anhand der Karte die zurückzulegenden Höhenmeter und die gesamte Horizontalstrecke. Für die vertikale Distanz rechnet man mit 400 Hm pro Stunde, für die horizontale Distanz mit 4 km pro Stunde. Zusätzlich muss man Zeit für Pausen einberechnen. Für die Abfahrt veranschlagt man ca. ein Drittel der Aufstiegszeit.

 

5. Kontrolle

Abschließend kontrolliert man die gesamte Tour anhand der gesammelten, ausgewerteten und aufgezeichneten Informationen.

 

Während der Tour vergleichen wir laufend unsere Annahmen mit den tatsächlichen Verhältnissen und ziehen die nötigen Konsequenzen. Sind die Verhältnisse schlechter, greifen wir auf eine bereits geplante Variante zurück oder brechen die Tour ab.

 

 

Digitale Tourenplanung

Mit der Tourenplanungssoftware SNOWMAPS (www.snowmaps-steiermark.com) kann man kostenlos und ohne Anmeldung Touren planen. Zur Verfügung stehen neben unterschiedlichen topografischen Grundkarten (ÖK50, OpenTopoMap etc.) auch aktuelle Luft- und Satellitenbilder. Thematische Karten werden durch Überlagerungsfunktionen mit den topografischen Karten kombiniert. Eine Expositionskarte lässt einen sehr übersichtlich die Komplexität der Geländeformen in einem Gebiet erkennen. Die Bewuchskarte fasst die schitourenrelevanten Vegetationsklassen einfach zusammen, und man sieht, ob die gewünschte Route durch Wald, Strauchzonen oder über freie Flächen führt. Zusätzlich gibt es aktuelle Informationen u. a. über die Lawinengefahr, über das Wetter und über im Winter geöffnete Hütten.

 

Man kann in die jeweiligen Karten die geplante Route sowie Alternativen bzw. Umgehungen einzeichnen und bearbeiten. Nach Abschluss der Planung druckt man alle schitourenrelevanten Karten mit den Routen aus oder überträgt die Daten auf ein GPS-Gerät oder Smartphone.

 

Text: Helmuth Preslmaier, Schitouren-Instruktor und Bundesreferent für Schitouren der Naturfreunde Österreich, und Matthias Pilz, Instruktor für Schitouren, Hochtouren und Klettern alpin, Referent der steirischen Alpinistengilde und als Geoinformatiker für die Entwicklung von Karten-Applikationen verantwortlich

 

 

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