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Wandern mit Kindern im Wienerwald

Der Wienerwald ist ein einzigartiges Erholungsgebiet, das gerade jetzt im Frühling zum genussvollen Wandern einlädt, zum Beispiel mit der ganzen Familie. Die Wienerwald-Region bietet eine große Auswahl abwechslungsreicher Touren, die man mit Kindern, auch mit ganz kleinen, unternehmen kann.

Mit dem Wienerwald verbinden wir das frühlingshafte sanfte Grün der Wiesen und Wälder, die sommerliche Hitze der Föhrenwälder, herbstliche zarte Farben und winterliche, nicht immer schneebedeckte Berge. Der Wienerwald verbindet die ernsten Landschaften des Nordens und die heiteren des Südens. Kaum jemand kann sich der Anziehungskraft dieses Waldgebietes entziehen, und eine Reihe von Dichtern, Malern und Komponisten haben hier Kraft geschöpft.

 

Der Wienerwald wird im Osten vom Wiener Becken, im Süden vom Tal der Triesting und Gölsen begrenzt, im Westen ist das Traisental die Grenze bis St. Pölten. Von dort zieht sich das Waldgebiet entlang dem Tullnerfeld bis Greifenstein und folgt der Donau bis Wien. Der größte Teil des Wienerwaldes gehört geologisch der Sandstein-Flysch-Zone an, nur ein kleiner Teil im Süden Wiens befindet sich in der Kalkzone. Der Wienerwald ist der Endpunkt des Alpenbogens, der am Mittelmeer beginnt und an der Donau endet.

 

Besiedelt wurde der Wienerwald bereits in der Jungsteinzeit. In Mauer im 23. Wiener Gemeindebezirk etwa hat man ein Feuersteinbergwerk gefunden, im Bereich von Baden Wohnhöhlen sowie römerzeitliche Straßen und Grabstellen. Und im hochgelegenen Ort Hadersfeld (439 m) stand in römischer Zeit ein Wachtturm. Entlang der römischen Grenze wurden übrigens bis ins späte Mittelalter mit Feuersignalen, den so genannten Kreidfeuern, Feinde gemeldet.

Seit jeher nutzte man das Holz der dichten Wälder. Um Wien mit dem wichtigen Bau- und Brennmaterial zu versorgen, wurden ab 1665 von Leopold I. Holzknechte aus Salzburg angesiedelt, die das Holz auf den Flüssen nach Wien flößten. Im 19. Jahrhundert wurde die Wienerwald-Region durch Eisenbahnlinien erschlossen und schließlich durch Straßen und Autobahnen mit „dem Rest der Welt“ verbunden.

 

Biosphärenpark Wienerwald

Ein 105.645 ha großes Stück in Wien und Niederösterreich feiert heuer seinen fünften Geburtstag: Es ist seit 2005 nach den Bestimmungen der UNESCO als Biosphärenpark (http://bpww.at) anerkannt. Die westliche Grenze des Biosphärenparks, in dem Naturschutz und -nutzung verbunden werden, verläuft von der Donau bei Tulbing ausgehend über Neulengbach, am Schöpfl vorbei bis etwa Hainfeld. Zum Biosphärenpark gehören 51 niederösterreichische Gemeinden und 7 Wiener Bezirke. Der Biosphärenpark Wienerwald ist kein Vergnügungspark, sondern eine lebendige Landschaft mit (Land-)Wirtschaft und Tourismus sowie mit Gebieten, die in Kernzonen sich selbst überlassen sind.

 

Der Wiesenwienerwald

Der südwestliche Wienerwald, wo es statt dichter Wälder eine freundliche Bergbauernlandschaft gibt, wird auch Wiesenwienerwald genannt. Er lag bei den Wanderern immer ein wenig im Abseits. Dies mag an der mangelnden Anbindung an den Bahn- und Busverkehr gelegen sein. Dabei kann man gerade hier, im Reich der Elsbeere, wunderbare Wanderungen unternehmen. Die Elsbeere ist eine bräunliche, bis daumennagelgroße Wildfrucht, die im reifen Zustand weich ist und direkt vom Baum weg genossen werden kann. Sie schmeckt leicht säuerlich und entfaltet ein mandel-marzipanähnliches Aroma. Die Elsbeere hat im Wiesenwienerwald eine uralte Tradition. Die Bäume sind oft über 200 Jahre alt, und die Früchte werden frisch, getrocknet oder gebrannt zu Marmeladen, Destillaten, aber auch pikanten Speisen verarbeitet.

 

Wandern mit der ganzen Familie

Die Vielfalt des Wienerwaldes erwandert man am besten. Gerade für Familien ist dieses Gebiet, das auch viele Kulturerlebnisse bietet, ein ideales Ausflugsziel.

 

Die beiden folgenden Zuckerln aus der Vielfalt der Wanderrouten sollen darauf Appetit machen, den Wienerwald (weiter) zu erforschen.

 

In die Hagenbachklamm und zu den Greifvögeln

Ausgangspunkt dieser leichten Wanderung für alle Altersgruppen ist der Parkplatz vor der Klamm bei St. Andrä.

 

Die Hagenbachklamm ist keine wilde Klamm; der Hagenbach hat sich hier in drei Etappen durch den Sandstein sein Bett gegraben. Man geht über einen abwechslungsreichen, gut befestigten Weg, der neben romantischen Schluchten und Felsen, über Brücken und Stege den Hagenbach entlangführt. Sehr besuchenswert ist die Greifvogelstation am Ende der Klamm (von Mitte April bis Mitte November, jeweils an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen geöffnet: 9.30–12 Uhr, 13–17 Uhr, www.greifvogelzuchtstation.at); derzeit befinden sich auf der Station mehr als 300 Greifvögel, davon kann man rund 100 Tiere (ca. 30 Arten) beobachten. Nach dem Besuch geht es weiter nach Unterkirchbach, dem Herzen des Naturparks Eichenhain. Hier kann man sich in einem der Gasthäuser stärken, bevor man über einen blau markierten Waldweg westlich der Klamm zurück nach St. Andrä wandert.

Wer öffentlich anreisen möchte, fährt mit der Franz-Josefs-Bahn bis St. Andrä-Wördern.

Gehzeit: ca. 3 Stunden

 

Hoher Lindkogel

Wanderung auf nicht markierten und wenig bekannten Wegen auf den Hohen Lindkogel (steiler Anstieg!), den Hauptgipfel des südlichen Wienerwaldes, mit Kletterpassagen. Trittsicherheit erforderlich, empfohlen für Kinder ab 8 Jahren.

Bei der Bushaltstelle Cholerakapelle im Helenental überquert man die Schwechat und geht flussaufwärts bis zum Beethoven-Gedenkstein; vor dem Gedenkstein wenige Meter in den Madergraben hinein und bald rechts auf Steigspuren zum Felskamm. Der Pfad ist nicht zu verfehlen, da er gut ausgetreten ist. Man bleibt auf dem Kamm, klettert über Felstürme oder geht um diese herum. Man muss 250 m steil bergauf steigen, dann gelangt man zu einer Forststraße. Nun wenige Meter rechts halten und dann links weitergehen, wieder unmarkiert, auf einem Steig aufwärts. Bei der nächsten Forststraße wieder rechts halten, bis man zu einer gelben Markierung des steinigen Weges kommt; dieser folgt man bis zum Gipfel (834 m) mit dem Schutzhaus „Eisernes Tor“. Abstieg auf dem blau markierten Weg in Richtung Baden über den versicherten Brennersteig. Die grüne Markierung durch den Kalkgraben bringt einen zurück zur Cholerakapelle.

Gehzeit: 4 Stunden

 

Text und Fotos von Friedrich Arnold, Mitarbeiter der Wiener Naturfreunde im Umwelt- und Freizeitbereich

 

Buchtipp:
Wandern mit der ganzen Familie. Ausflüge mit Kindern in den Wienerwald. Bestellungen hier >

Gföhlberg: Aussicht nach Süden
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