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Der Pinzgau im Frühherbst

Ob mächtige Tauerntäler, imposante Naturschauspiele oder liebliche Dörfer - der Pinzgau ist immer einen Ausflug wert.

Der Pinzgau hat es in sich. Er ist flächenmäßig nicht nur der größte der fünf Salzburger Bezirke, sondern auch der drittgrößte Österreichs. Er kann protzen, ohne dass es auffällt. Die Krimmler Wasserfälle und die Großglockner Hochalpenstraße zählen zu den beliebtesten und meist besuchten Ausflugszielen im Land. Und der Großvenediger wacht mit 3666 m als höchster Berg Österreichs und als „weltalte Majestät“, wie ihn Ignaz Kürsinger (1795-1861) respektvoll bezeichnete, über die Hohen Tauern. Ihnen gegenüber erstrecken sich die Kitzbüheler Alpen, auch Pinzgauer Grasberge genannt. Nördlich von Zell am See schlägt das Steinerne Meer wieder einen anderen Ton in der gewaltigen „Alpensymphonie“ des Pinzgaus an. Schroff und bizarr gibt sich das Schiefergebirge, betrachtet man es aus der Ferne, während die Steinlandschaft, je näher man ihr kommt, einen fast meditativen Charakter ausstrahlt. Ähnlich dramatisch geben sich die Leoganger und Loferer Steinberge sowie die Gebirgsstöcke der Chiemgauer und Berchtesgadener Alpen, welche die Saalach auf ihrem Weg zur Stadt Salzburg säumen.

 

Entlang des Walcherbachs in Ferleiten

Ausgangspunkt dieser Wandertour entlang des Walcherbachs ist beim Tauernhaus in Ferleiten, nahe der Mautstelle der Großglockner Hochalpenstraße. Und damit ist auch schon verraten, dass sich der Walcherbach mitten im Herzstück der Hohen Tauern befindet. Schon von Weitem ist das weiße Band zu sehen, wie es sich nach unten schlängelt. Nach den ersten durchaus anstrengenden 300 Höhenmetern ist die Walcher Grundalm auf 1590 m erreicht. Der Blick in das Ferleitental ist gigantisch, vor allem auch deshalb, weil abschnittweise sehr schön zu sehen ist, wie elegant sich Österreichs älteste und berühmteste Hochalpenstraße auf ihrem Weg ins Hochgebirge ausnimmt. Hat man den Schleierfall auf 1750 m schließlich erreicht, ist man erst einmal etwas verdutzt und schaut ein wenig ungläubig, denn der Weg verschwindet hinter dem Wasser. Und in der Tat ist hier die spektakulärste Stelle, wenn der Wasserschleier über die Köpfe der Wanderinnen und Wanderer in die Tiefe stürzt. Hinter dem Wasser ist ausreichend gesicherter Platz vorhanden, um zu staunen und zu atmen, denn dem Schleierfall des Walcherbachs wird eine ähnlich gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt wie den Krimmler Wasserfällen.

 

Mindestens ebenso spannend ist dann aber auch der moorige Almboden unterhalb des Walcher Kees, das zwischen den Ausläufern von Kleinem Wiesbachhorn und Hohem Tenn liegt. Sich nicht wundern, wenn sich hier plötzlich eine Kreuzotter räkelt! Schlangen gefällt es in dem moorigen und sumpfigen Gebiet auf der Hochalm besonders gut.

 

Ausgangspunkt: Tauernhaus Ferleiten

Aufstieg: 8 km, 750 Hm, Abstieg wie Aufstieg, gesamte Gehzeit: 5 Std.

 

Der Tristkogel bei Sonnenaufgang

Der 2095 m hohe Tristkogel steht an der Grenze zwischen Salzburg und Tirol und eignet sich bestens für eine Sonnenaufgangswanderung. Wer nicht an Nachtwanderungen gewöhnt ist, sollte die Tour nur in Begleitung einer ortskundigen und bergerfahrenen Person machen.

 

Mit dem Aufstieg sollte etwa zweieinhalb Stunden vor Sonnenaufgang begonnen werden. Nach etwa einer Stunde ist das Saaljoch erreicht, wo die Saalach, der zweitlängste Fluss des Salzburger Landes, entspringt, was jedoch mehr die Ohren als die Augen berührt, denn es ist noch immer ganz dunkel. Eine gute halbe Stunde später sieht man bereits die ersten Lichter im Tal, es sind die von Hochfilzen. Auf der Scharte, an der Landesgrenze zwischen Tirol und Salzburg, leuchten die Lichter von Kitzbühel herauf und darüber funkeln die Signallichter auf dem Kitzbüheler Horn.

 

Plötzlich geht es rasch mit dem Hellwerden, was auch gut ist, denn die letzten Meter verlangen absolute Trittsicherheit. Kaum eine Lichtregie auf einer Bühne kann so effektvoll sein. Der Morgen ist glasklar, und die Spitzen von Steinernem Meer und Hochkönig-Massiv färben sich zügig in Zartrosa, während das Tal noch in völliger Dunkelheit liegt. Mit großer Spannung ist zu verfolgen, wie immer mehr Zacken und Gipfel angestrahlt werden. Wie schön der Großglockner vom Tristkogel aus zu sehen ist, wird spätestens dann wahrgenommen, wenn ihn die aufgehende Sonne wie einen Star glänzend ins Licht stellt. Und nur wenige Minuten später ist der Großvenediger an der Reihe. Unser Glück ist damit perfekt. Nach und nach werden die sanften Kuppen und langgestreckten Höhenzüge der Pinzgauer Grasberge in ein mildes Rot getaucht, und das vor uns liegende  Glemmtal, beidseits von Schieferbergen eingerahmt, zeigt sich von seiner schönsten Seite.

 

Ausgangspunkt: Parkplatz hinter dem Hochseilgarten Hinterglemm

Aufstieg: 8,5 km, 1000 Hm, Abstieg wie Aufstieg, gesamte Gehzeit: 4,5 Std.

 

Almenwanderung im Naturpark Weißbach

Ist man auf der B 311 zwischen Saalfelden und Lofer unterwegs, fallen einem bei Weißbach am Straßenrand hölzerne Schmetterlinge auf. Sie verweisen auf den 2800 ha großen Naturpark Weißbach, der 2007 eröffnet wurde und auf einer Höhe zwischen 665 und 1800 m liegt. Erklärte Ziele des Naturparks sind neben dem Schutz der Landschaft die Erhaltung der traditionellen Kulturlandschaft sowie die Aspekte Bildung und Regionalentwicklung. Auch deshalb wird sehr viel Wert darauf gelegt, dass die Bauern ihre Almhütten weiterhin traditionell mit Schindeln decken und generell auf Materialien verzichten, die das einheitliche Bild stören könnten. Die intakte Almlandschaft, die als Schauplatz der deutschen Fernsehserie „Alpenklinik“ sogar zu TV-Ehren gekommen ist, erfreut die BesucherInnen.

Im Mittelpunkt des Naturparks stehen die drei Gemeinschaftsalmen Kallbrunnalm, Litzlalm und Kammerlingalm. Auf diesen werden während der Almsaison insgesamt 300 Tiere (darunter 150 Milchkühe) von Pinzgauer und bayerischen Bauern versorgt. Im Laufe eines Sommers werden sage und schreibe 75.000 l Milch verkäst.

 

Die wirkliche Faszination geht jedoch von der bizarren Bergwelt der nördlichen Kalkalpen mit Steinernem Meer, Reiteralpe, Chiemgauer Alpen sowie den Loferer und Leoganger Steinbergen aus. Der Kontrast könnte dramatischer nicht sein: Zwischen schroffen Felsen, scheinbar unbezwingbaren Gipfeln und abweisenden Graten liegen sanfte Almböden, über die es sich genussvoll wandern lässt. Damit aber noch nicht genug. Der wasserdurchlässige Kalkstein hat im Laufe der Zeit tosende Klammen und mächtige Höhlen geschaffen, die dieser Landschaft einen einzigartigen Charakter verleihen.

 

Die ausgedehnte Wanderung durch die Welt der Steinberge beginnt in Weißbach und führt meist auf Forstwegen über Pürzlbach zur Kallbrunnalm und im Weiteren über die Weißbachalm zur Kammerlingalm, wo wir an der sogenannten Kaltwasserstube vorbeikommen, einer ehemaligen Holzknechthütte, die nahe am Ursprung des Weißbachs liegt.

 

Ausgangspunkt: Parkplatz neben der Naturpark-Infostelle

Aufstieg: 12 km, 600 Hm, Abstieg wie Aufstieg, gesamte Gehzeit: 6 Std.

 

Mit dem Bike ins Krimmler Achental

Unvorstellbare 180 Millionen Kubikmeter Wasser stürzen pro Jahr über die dreistufigen Katarakte der Krimmler Achenfälle insgesamt 380 m in die Tiefe. Dieses Naturschauspiel zieht zu Recht die Augen der Welt auf sich.

 

Das eigentliche Tal beginnt allerdings erst hinter der obersten Kaskade. Spielen die Wasserfälle die mächtige Gewalt des Wassers aus, setzt das Tal auf seinen Charme. Stufenlos zieht sich das Krimmler Achental über 20 km in südliche Richtung, bis es am Krimmler Kees unterhalb der 3499 m hohen Dreiherrnspitze endet.

 

Zu hören ist auf dieser Tour außer dem Rauschen der Ache nicht viel. Dafür hat das Auge auf der gesamten Strecke die Dreitausender der Venediger-Gruppe und der Zillertaler Alpen vor sich. Die zahlreichen Almen auf dem Weg und das traditionsreiche Krimmler Tauernhaus auf 1631 m sorgen für Abwechslung und Einkehrmöglichkeit. Von der Innerkeesalm, an der wir umkehren, führt der Wanderweg weiter zur Birnlücke bzw. zur Warnsdorfer Hütte und schließlich ins südtirolerische Ahrntal.

 

Ausgangspunkt: Mautstelle Gerlospass Bundesstraße

Auffahrt: 42 km, 750 Hm, Abfahrt wie Auffahrt, gesamte Fahrzeit: 5 Std.

 

Text von Mag. Siegfried Hetz, Buchautor

Krimmler Achental
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