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Zackenkraxeln

Das Gratklettern ist quasi der Ursprung des alpinen Kletterns. Viele Gipfel wurden über ihre Grate erstbestiegen, denn sie sind meist gutmütiger als die links und rechts steil abfallenden Felswände. Hat man sich mit dem Gratfieber infiziert, steht einem die Welt der alpinen Klassiker – vom Stüdlgrat am Großglockner bis zum Hörnligrat am Matterhorn – offen. Axel Jentzsch-Rabl hat für den „Naturfreund“ vier traumhafte Grat-Touren ausgesucht.

 Text und Fotos: Axel Jentzsch-Rabl, Buchautor Alpinverlag

 

Ostgrat - Wazespitze (3533 m)

Trotz Bohrhakensicherung ein anspruchsvolles, langes und alpines Unternehmen! Die klassische und fantastische Gratkletterei mit interessantem Abstieg erreicht man von der gemütlichen Kaunergrathütte (Aufstieg am Vortag in 3,5 Std.). Die Kletterei führt von rechts zum Grat und folgt dann immer dem Weg des geringsten Widerstandes (Toposkizze sehr hilfreich). Die Kletterei auf meist gutem Granit ist nie richtig schwer, einzig eine kurze Wandstelle und der Einstiegspfeiler weisen kurz den vierten Grad auf (teilweise mit Bohrhaken abgesichert). Im oberen Teil gibt es anregende Gratkletterei bis zum Gipfel, der einen tollen Blick auf die Ötztaler Eisriesen bietet. Der Abstieg auf dem Eisweg ist heikel, es ist viel alpine Erfahrung nötig. Deshalb steigen viele einfach auf dem Grat ab. Infos über die Verhältnisse am besten beim Hüttenwirt einholen.

Toureninfo: 9 Std./4/740 Hm ↑

 

Kraxengrat – Kopfkraxen (2178 m)

Nicht sehr anspruchsvoller Klassiker, für den man etwas Orientierungssinn braucht. Vom Gasthof Jägerwirt bei Scheffau steigt man in Richtung Treffauer auf. Im Schneekar aber nicht rechts zum Treffauer, sondern weiter ins Kar und links zum Einstieg (etwas links von einer am Fels aufgemalten Sonne). Der Anstieg ist ein mit Bohrhaken gesicherter Genussgrat in einer ruhigen Ecke des Kaisergebirges. Die Wegfindung ist aber nicht immer einfach (Toposkizze sehr hilfreich). Der untere Teil verläuft links von einer Rinne, dann nach einem grasigen Flachstück weiter im Bereich des Grates, die vierte Seillänge kommt relativ weit oben (nach dem Wandbuch). Nachdem man den schönen Fernblick bis zu den schneebedeckten Gipfeln der Hohen Tauern genossen hat, kehrt man auf einem einfachen Wanderweg ins Tal zurück.

Toureninfo: 8,25 Std./4-/640 Hm ↑

 

Südwestgrat – Traunstein (1691 m)

Der Ausgangspunkt für diesen schönen, nicht sehr anspruchsvollen Genussgrat ist der sogenannte Ostufer-Parkplatz am Traunsee. Kurz der Forststraße folgen, dann steigt man an der ersten Steilstufe des Naturfreundesteigs auf. Danach Querung nach links zum Gmundnerweg und in vier Seillängen hinauf zum Südwestgrat (Einstieg bei riesigen Haken). Dann immer den Grat, mit den tollen Kletterpassagen und dem fantastischen Seeblick, entlang - die schweren Stellen sind der Einstieg und der Beginn der dritten Seillänge (eine Stelle III+, sonst leichter), dazwischen auch Gehgelände. Am Ende der Kletterei wird auf einem Pfad der Naturfreundesteig erreicht. Man kann nun zum Ostgipfel mit dem Naturfreundehaus aufsteigen; im Sommer ziehen viele ein erfrischendes Bad im Traunsee vor (schöner Badeplatz direkt beim Parkplatz).

Toureninfo: 6 Std./3+/350 Hm ↑

 

Gamskögelgrat – Gamskögel (2386 m)

Unkomplizierte Gratkletterei, zwischen den Grataufschwüngen weisen Pfadspuren den Weg. Dieser schöne und lange Urgestein-Klassiker, der an den schweren Stellen mit Bolts gesichert ist, zählt zu den beliebtesten Klettereien in den Niederen Tauern. Von der Bergerhube im Triebental geht’s gemütlich in gut 2 Std. über die Mödringalm hinauf zum Einstieg in der Amtmannscharte. Dorthin gelangt man auch von Süden aus der Hinteren Gaal über die Hühnerstiege. Hat man den ersten schwierigen Aufschwung hinter sich, folgt auf einem knappen Kilometer ein liebliches Auf und Ab, das mit allen Gratklettervariationen inklusive Reitgrat bestückt ist und am Ende auch eine ausgesetzte Gratstelle bietet. Vom Gipfel führen Wanderwege über die Mödringalm und das Gaaler Törl zurück ins Tal.

Toureninfo: 8 Std./3+/1000 Hm ↑

Buchtipp

Axel Jentzsch-Rabl/Andreas Jentzsch

Klettern im leichten Fels

Leichte Klettertouren (2 bis 4 UIAA) zwischen Bodensee und Wienerwald - mit Touren in Bayern und Südtirol

384 Seiten mit Topos und sehr vielen Fotos, ISBN 978-3-902656-14-8, 34,95 €

 

In diesem Kletterführer findet man Touren, die für eine große Anzahl von Kletterinnen/Kletterern und Bergsteigerinnen/Bergsteigern interessant sind. BergführerInnen und versierte Alpinistinnen/Alpinisten nutzen die leichten Anstiege meist als „Führungstouren“, gemäßigte Kletterinnen/Kletterer und AnfängerInnen sehen in diesen einfachen Touren eine genussvolle Freizeitbeschäftigung, mit dem einen oder anderen schönen Gipfelerfolg.

Der Band bietet eine umfangreiche Auswahl toller Klettertouren, deren genaue Beschreibung sehr gut mit zahlreichen Fotos und Topos visualisiert wird. Ganz egal, ob man eine mit Bohrhaken gesicherte, lange Mehrseillängenroute oder einen schon etwas wilderen Gratanstieg auf einen hohen Gipfel im Gletscherbereich unternehmen möchte - mit diesem Führer kommt man gut informiert ans gewünschte Ziel. Dem nächsten Kletterabenteuer steht also nichts mehr im Weg!

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