Die Landschaft des Mühlviertels ist so abwechslungsreich wie nur wenige Gebiete in Österreich. Flüsse entspringen im Norden des Granithochplateaus und münden im Süden in die Donau. Entsprechend stark gegliedert präsentiert sich diese herrliche Kulturlandschaft. Die Höhen beginnen bei 260 m an der Donau und liegen durchschnittlich zwischen 500 und 800 m. Die höchste Erhebung findet man mit dem 1379 m hohen Plöckenstein im Böhmerwald. Aber auch einige andere Waldkuppen erreichen die 1000-Meter-Grenze.
Zum Genussbiken gehört auch die Einkehr, und auch da ist man im Mühlviertel gut aufgehoben. In den Gasthäusern und Jausenstationen entlang der Wege serviert man Schmankerln aus der Region.
Im Folgenden stellen wir einige Mountainbikewege quer durch diese Region vor und wollen damit den Wunsch wecken, das Mühlviertel mit dem Bike zu entdecken. Die Rücksichtnahme auf die Wanderer ist natürlich oberstes Gebot.
Schon vor mehr als 150 Jahren wurde die Giselawarte am höchsten Punkt des Lichtenbergs bei Linz erbaut. Die Gis, so die liebevolle Abkürzung für den Hausberg der Linzer, ist seit vielen Jahren der beliebteste Freizeitberg der lokalen Mountainbikeszene. Die nach einer Tochter von Kaiser Franz Joseph benannte Aussichtswarte wird oft noch schnell nach der Arbeit als Ziel angesteuert. Wie ein großer Aussichtsbalkon liegt die Terrasse beim Gasthaus unterhalb der Warte hoch über der Stadt. Man kehrt auf ein Getränk und eine kleine Stärkung ein, ehe man über einen der Wege zurückrollt.
Meist fährt man auf markierten Wanderwegen und kombiniert diese mit Güterwegen und Nebenstraßen. Die zwei klassischen Wanderwege, die von Linz hinaufführen, lassen sich zu einer interessanten Rundtour verbinden. Leichte Asphaltpassagen wechseln sich mit ruppigen Steinwegen und erdigen Waldpfaden ab. An Abwechslung stellen die Touren rund um Linz so manche Runde auf endlosen Forststraßen in den Vorbergen eindeutig in den Schatten. Also: auf in die Mountainbikeregion rund um die oberösterreichische Landeshauptstadt!
Die klassische Route beginnt in Linz Urfahr und führt durch die Freistädter Straße in den Stadtteil Gründberg zum markierten Wanderweg Nr. 140. Diesem folgt man hinauf bis zur Giselawarte und zum Gasthaus zur Gis. Für die Abfahrt bietet sich der Wanderweg Nr. 144 über Lichtenberg und Diesenleiten oder Bachlberg zurück nach Linz Urfahr an.
Ausgangspunkt: Linz Urfahr, Marktgelände
Charakteristik: abwechslungsreiche Tour auf Wanderwegen und Nebenstraßen, herrliche Landschaft im Umkreis der Stadt, schöne Ausblicke, einige steilere, ruppige Passagen, gute Orientierung dank der markierten Wanderwege; Linz (260 m)–Giselawarte (927 m)
2 Std. 15 min Fahrzeit, 29 km, 690 Hm
Einkehr: Gasthaus zur Gis (Montag Ruhetag)
Infos: www.gisaustria.com
Rund um den Verein Schorschi hat sich in St. Georgen am Walde eine lebendige Mountainbikeszene gebildet, die auch den jährlich stattfindenden Marathon veranstaltet. An der Grenze zum niederösterreichischen Waldviertel gelegen überrascht die Granitbeißerstrecke mit abwechslungsreichen Wegpassagen und grandiosen Ausblicken über die Landschaft der Mühlviertler Alm. Einen der Höhepunkte findet man auf der 950 m hoch gelegenen Burgstallmauer, dem höchsten Punkt dieser Rundtour. Von diesem wuchtigen Granitfelsen ist auch der von hier etwa 70 km entfernte Pöstlingberg zu erspähen.
Der Startpunkt für die Tour ist das Gasthaus zur Linde in Linden bei St. Georgen am Walde. Die Strecke ist bestens beschildert und führt vom Gasthaus zunächst hinab nach Ebenedt. Die erste Herausforderung ist ein steiler Waldanstieg, dann folgen gemütlichere Passagen, und über Henndorf erreicht man die Straße bei der Hagenmühle. Dieser folgt man kurz Richtung St. Georgen am Walde, bevor man nach rechts abbiegt und nach einem kurzen Anstieg zum idyllisch mäandernden Vogelsammühlbach hinabrollt. Der Weg führt weiter bis in die Ortschaft Erlau; von hier folgt man in einem langen Anstieg der Asphaltstraße in Richtung Burgstallmauer. Vom letzten Haus weg führt der Weg wieder hinein in den Wald, und bald ist die kleine Gipplerkapelle erreicht. Auf dem markierten Wanderweg gelangt man in etwa 20 Minuten zum Gipfelkreuz auf der Burgstallmauer. Zuletzt gibt es noch einen Anstieg hinauf zur Jausenstation Gebetsberger, ehe man zu einer verdienten Einkehr im gemütlichen Gasthaus in Linden zurückradelt.
Ausgangspunkt: Gasthaus zur Linde in Linden
Charakteristik: gut beschilderte Rundtour, abwechslungsreicher Mix aus Wald- und Wiesenwegen, Forststraßen und Asphalt, einige steilere Passagen, herrliche Blicke über die waldreiche Landschaft; Linden (810 m)–Vogelsammühlbach (560 m)–Burgstallmauer (949 m)
3 Std. 30 min Fahrzeit, 30 km, 840 Hm
Einkehr: Gasthaus zur Linde (Infos über die Strecke erhältlich), Jausenstation Gebetsberger, Gasthäuser in St. Georgen am Walde
Infos: www.granitbeisser.at, www.st.georgen.at
Wer glaubt, das Mühlviertel sei ein eintöniges Hochplateau, wird auf der großen Regionsmountainbiketour im Granitland eines Besseren belehrt werden. Auf dieser Granitmarathonstrecke herrscht ein ständiges Auf und Ab, und man ist gefordert, alle Kraftreserven zu mobilisieren. Kaum hat man eine Anhöhe erklommen, geht es auch schon bergab ins nächste Tal und von dort wieder bergauf. Wer aufbricht, die ganze Strecke zu absolvieren, sollte sich auf gut 50 km und etwa 1500 Hm einstellen.
Gleich zweimal erreicht man auf der Regionsstrecke das Ufer der Donau, und jedes Mal heißt es dann mindestens 300 Hm Anstieg zurück ins Hügelland. Für einige steile Anstiege braucht man ordentlich Wadlschmalz. Manchmal ist Schieben nicht nur erlaubt, sondern – und vor allem auf nassen Waldpassagen – kaum zu vermeiden. Besondere Herausforderungen an die Bergradler stellen die Abschnitte von der Ebenmühle hinauf nach Kirchberg und vom Mühltalhof hinauf nach Arbesbach.
Entlang der Strecke gibt es jede Menge Höhepunkte: die Erlebniswelt Granit bei Kleinzell, das Schloss Neuhaus, das Donautal, das Kraftwerk Partenstein, die Bogenbrücke bei der Ebenmühle, die herrlichen Bürgerhäuser von Neufelden und und und.
Gestartet wird im Ortszentrum von Kleinzell. Von dort führt die durchgehend mit gelben Schildern gekennzeichnete Route hinab zur Erlebniswelt Granit, weiter nach St. Martin; man kommt zum Schloss Neuhaus, fährt hinab nach Untermühl, vorbei am Kraftwerk Partenstein bergauf, hinab zur Ebenmühle, bergauf nach Kirchberg, hinab zur Donau nach Obermühl, hinauf über Hörhag nach Altenfelden, weiter nach Neufelden und zurück nach Kleinzell – atemlos, aber man hat es geschafft.
Es gibt immer wieder Möglichkeiten, die Tour abzukürzen, und von jedem der fünf Orte an der Strecke ausgehend verlaufen auch lokale Bikerouten. Der Granitmarathon in Kleinzell gehört seit 2002 zu den jährlichen Topsportereignissen der Region Granitland; im Juni 2011 wird auf der Granitmarathonstrecke sogar die Mountainbike-Europameisterschaft ausgetragen werden.
Ausgangspunkt: Kleinzell, Ortszentrum
Charakteristik: anspruchsvolle Mountainbiketour, die einem wegen des ständigen Auf und Abs auf wechselndem Untergrund einiges an Technik und Kondition abverlangt; Kleinzell (548 m)–St. Martin (549 m)–Schloss Neuhaus (428 m)–Untermühl (284 m)–Kirchberg (590m)–Obermühl (286 m)–Altenfelden (598 m)–Neufelden (517 m)–Kleinzell
4 Std. 30 min Fahrzeit, 52 km, 1500 Hm
Einkehr: mehrere Gasthäuser in den Orten entlang der Strecke
Infos: www.granitland.at
Geheimnisvoll und unzugänglich waren einst die verbotenen Zonen zwischen der Grenze zu Tschechien und dem Moldaustausee. Längst ist dies Geschichte, und heute kann man auf den ehemaligen Grenzwegen interessante Radtouren unternehmen. Den höchsten Punkt dieser Radrundtour erreicht man beim kleinen Dorf Svatý Tomáš/St. Thomas. Dort überragt die berühmte Burgruine Vítkův hrádek/Wittinghausen alles, und vom Turm aus bieten sich herrliche Blicke zum Moldaustausee und über die böhmischen Wälder.
Der Start der Tour ist in St. Oswald bei Haslach. Man folgt zunächst der Straße hinauf zum Grenzübergang und weiter dem Forstweg, der zur einsamen Waldkreuzung Koranda/Rosenhügel hinaufführt. Hier trifft man auf den Schwarzenbergischen Schwemmkanal, den man allerdings sofort verlässt, weil man der äußerst rechten Straße mit der Radwegmarkierung Nr. 1019 folgt. Nach einigen Kilometern durch die einsame Gegend erreicht man das Gebiet der 1959 gesprengten Ortschaft Deutsch Reichenau, von der nur mehr ein teilweise verwachsener Friedhof übrig ist. Man folgt der kleinen Straße weiter und zweigt bald Richtung Pasecna ab. Ab hier zeigt die Markierung Nr. 1033 den Weg, und bald beginnt der Anstieg zur Ruine Wittinghausen. Direkt beim Hotel in Svatý Tomáš beginnt die Abfahrt hinab zum Moldaustausee. Vorbei an einer kleinen Jausenstation folgt man der Straße, die nach links in bald rasanter Talfahrt zur Bayrischen Au direkt am Stausee hinabführt. In Přední Zvonková biegt man Richtung Schöneben ab, und bald darauf erreicht man die restaurierte Kirche der ehemals blühenden Ortschaft Zvonková/Glöckelberg. Hier trifft man wieder auf den Schwemmkanal, dem man nun in müheloser Fahrt zurück nach St. Oswald folgt. Nicht verabsäumen sollte man, in der gastlichen Jausenstation Blauer Hirsch in Sonnenwald einzukehren.
Ausgangspunkt: St. Oswald bei Haslach
Charakteristik: abwechslungsreiche Radtour, entlang des Schwemmkanals auf guten Forststraßen, in Tschechien auf teilweise asphaltierten Nebenstraßen mit einigen ruppigen Abschnitten; St. Oswald (660 m)–Koranda (788 m)– Svatý Tomáš/Ruine Wittinghausen (1030 m)–Bayrische Au/Moldaustausee (740 m)–Sonnenwald (820 m)
3 Std. 45 min Fahrzeit, 60 km, 630 Hm
Einkehr: Gasthöfe in Svatý Tomáš und Přední Zvonková, Jausenstation Blauer Hirsch in Sonnenwald
Info: www.boehmerwald.at
Text und Fotos von Sabine Neuweg und Alois Peham