Das Gute liegt so nah, warum dann nicht gleich eine Mehrtagestour vor der eigenen Haustüre starten. Ein lang gehegter Wunsch wurde daher geplant und umgesetzt. Das ehrgeizige Ziel: In 3 Tagen vom Schöckl bis zum Zirbitz, Naturfreundehütten inklusive. Nachahmung der WOW-Tour-Variante ist möglich, kann allerdings nach Belieben und Gehlust gekürzt und abgeändert werden. Jede Hütte, mit all seinen umliegenden Wandermöglichkeiten, ist ein Erlebnis für sich. Möglichkeiten für Nächtigung und Einkehr sind gegeben, damit kann die Tour auf mehrere Tage ausgedehnt oder als Tagestour erwandert werden.
Text und Fotos: Mag.a Dr.in Claudia Hebenstreit, Wanderführerin und Jugendcoach
Tag 1:
Die Johann-Waller-Hütte auf 1200m steht im beliebten Schöcklgebiet (Gipfel 1445m) im Grazer Bergland. Sie wird von den Naturfreunden Graz ganzjährig an den Wochenenden und Feiertagen bewirtschaftet und liegt idyllisch an einem Wiesengrund. Unsere Tour startet um 06:40 von der Talstation Schöcklseilbahn. Wir folgen den Wegweisern und überqueren die Hauptstraße und kommen zur Wegkreuzung, wo wir den Weg über die Mautstraße zur Wallerhütte nehmen. Nach einer guten Stunde sind wir dort, unser Weg bringt uns zum Steinhaus Göstingerhütte (nicht bewirtschaftet) in Richtung Steingraben und weiter zum Gasthaus Martinelli „Zum Steinmetzwirt“ (733m). Hier stehen wunderschöne Kastanienbäume, welche angenehmen Schatten liefern. Wir biegen zuerst links in Richtung Fuß der Leber und nach zirka 250 m nach rechts zum Weg 766 ab (Wegweiser Rundum die Rannach – WH. Geierkogel (Huberwirt Bus) – Hollackner Kapelle). Dieser Markierung folgen wir vorbei an duftenden Hollerstauden. Bei der Hollackner Kapelle verlassen wir nun das beliebte Naherholungsgebiet der Grazer in Richtung St. Stefan (Gratkorn). Das nächste Ziel ist der Höchwirt (610m), wo wir leider zu früh für ein Mittagessen dran sind und in Anbetracht der noch vorliegenden Strecke, auch zu früh für eine ausgedehnte Pause. Der Weg bis nach Weißegg–St. Stefan/Gratkorn (Weg.-Nr. 6) ist ein guter schöner Waldweg. Nach der Ortstafel Gratkorn nehmen wir Platz an einer Parkbank, um uns für den bevorstehenden Weg nach Stift Rein zu stärken. Wir essen Müsliriegel, Banane und Apfel. Rund 6,5 km Asphalt warten auf uns, jede*r Wander*in weiß, es ist die Höchststrafe für Kopf und Fuß. Nicht lange darüber dachdenken, einfach gehen. Anschließend nehmen wir erledigt an einer Parkbank beim Stift Rein Platz. Wir schauen ins Grüne und ins Erdbeerland, gerne hätten wir jetzt lieber Erdbeeren geerntet. Links vom Stift Rein (453m) führt ein markierter Weg (Nr. 562) zum Pleschwirt, nach 1h45min endlich die ersehnte lange Pause beim Pleschwirt (1019m). Unter Naturschutz gestellten Baumkronen lassen wir uns das Essen schmecken, übrigens wärmstens zu empfehlen. Gestärkt wandern wir weiter, der Wegweiser mit der Nr. 561 zum Abrahamwirt (Krautwasch) führt den Weg nun an. Ganz begeistert vom schönen satten Grün der Wiesen und Wälder kommen wir gut voran. Doch leider auch zu einem ungeliebten Asphaltweg, welcher uns zum Krautwasch auf 1126 m bringt. Diese 8 km waren die schlimmsten in unserem Wanderdasein. Zuerst hatten wir euphorisch überlegt noch bis zum Gleinalmschutzhaus zu gehen, dieser Gedanke verflüchtigte sich ganz schnell und noch schneller war nachher das Zelt beim gegenüberliegenden Bauernhof vom Krautwach aufgeschlagen. Danke an dieser Stelle an die Bäuerin! Auf Empfehlung soll und darf man beim Krautwasch nicht zelten.
Schwierigkeit: OOO mittelschwere Tour, Ausdauer gefragt
Toureninfo: 45,5 km, 10 Std./1605 Hm
Tag 2:
Von unserem Zeltplatz weg, marschieren wir den Weg 535 entlang Richtung Brendlstall. Auf dieser Alm sind von Anfang Juni bis Mitte September die Lipizzaner auf Sommerfrische. Es geht zum Gleinalmsattel (1586m), der Weg ist gut, das Wetter könnte besser nicht sein. Wir freuen uns auf ein Frühstück beim Gleinalmschutzhaus (1590m), welches auch eine ausgeschilderte Pilgerherberge des Jakobsweges darstellt. Das Frühstück ist wärmstens zu empfehlen, für die Eierspeise mitsamt dem Bauernbrot und die Erdbeer-Rahm-Schnitte, würden wir sogar nochmals die furchtbare Asphaltstraße zum Krautwasch gehen. Vollsten Zufrieden, folgen wir dem Wegweiser Oskar-Schauer-Haus, auch bekannt unter Sattelhaus (Weg-Nr.: 502/505) und marschieren über den Roßbach Kogel (1848 m). Ein wunderbarer Rundumblick in die schöne Alm- und Berglandschaft breitet sich vor uns aus. Ein Genuss sowie jede Mühe wert. Über einem Forstweg (oder nach Zeit und Belieben über dem Kammweg) gelangen wir von der Roßbachalm (1455 m) zum Oskar-Schauer-Haus auf 1409m. Wir trinken wie ein Pferd, so herrlich schmeckt der selbstgemachte Holundersaft. Als Proviant nehmen wir noch Buchteln mit, kann nicht schaden, denken wir. Der nächste Wegweiser wartet auf uns und auch wenn 3 Stunden zum Gaberl (Weg-Nr.: 505/E6) lang erscheinen, ist der Weg dorthin angenehm, sowie bewaldet. Ein altes Schild mit 2 Stunden zum Gaberl gibt uns die Gewissheit gut unterwegs zu sein, denn die Beine freuen sich auf eine längere Regenerationspause. Nach gut 6 Stunden und 45 Minuten Gehzeit kommen wir hungrig am Gaberl (1547) an. Das Gaberlhaus lässt Kindheitserinnerung aufkommen, waren wir hier doch früher sehr oft Schifahren. Die Pause bringt Kraft und unglaublich in welch kurzer Zeit sich der Körper erholen kann, zumindest bis zur nächsten Pause. Relativ schnell erreichen wir das Alte Almhaus auf 1650m (Weg-Nr.: 505). Wir wandern zum Salzstiegel, den Rappold Kogel (1928 m) lassen wir heute aus und nach 1 Stunde 45 Minuten sind wird beim Salzstiegelhaus (1553 m) angekommen. Eine Kaffeepause muss sich immer ausgehen, so viel Zeit muss sein, zudem ist das Wetter perfekt und der Tag noch lange hell. Wir besprechen dabei unseren heutigen Zeltschlafplatz und entscheiden uns für den Peterer Sattel (1745 m). Ein herrliches Platzerl mit Blick auf das morgige Ziel. Wir genießen die Stille, den Abend und die Erholung.
Toureninfo: 42 km, 9h30 min/1610 Hm
Tag 3:
Am frühen Morgen auf einem Bergsattel aufzuwachen und die Stimmung zu erleben, hat definitiv seinen besonderen Reiz. Wir genießen diese unglaublich wohltuende Ruhe. Herrlich! Heute sind wir etwas früher als sonst dran, denn es wird ein langer Tag für uns, fahren wir doch noch mit dem Zug nach Graz zurück. Für den Abbau des Zeltes und dem Verstauen der Utensilien benötigen wir ca. 35 Minuten. Wir folgen dem Wegweiser Weißensteinhütte (Weg-Nr.: 521A), in der Hoffnung dort einen Kaffee und Frühstück zu bekommen. Diese Hoffnung erfüllte sich leider nicht, einfach zu früh dran. Der Weg Richtung Obdach (Weg.-Nr.: 521) ist fein und Notproviant (Müsliriegel und Äpfel) leisten für die erste Stärkung ihre Dienste. Die Kilometer laufen sich leichter als gedacht dahin. Der Körper ist schon ein Wunderwerk. Zugegeben, die Asphaltstraße nach St. Anna im Lavantegg, lässt das Wort Regeneration zwar wieder neu definieren, aber zum Glück sind es nur rund 3,5 km. Dann geht es rechts in einen Wanderweg mit der Nummer 321 zur Waldheimhütte hinein, der wirklich schön zu begehen ist. Die Freude über den Anblick der Hütte ist groß, sowie Hunger und Durst. So als kleiner Tipp, für uns hat es sich bewährt, mindestens eine große Pause von gut einer Stunde im Laufe der Tour einzulegen, dann geht’s wieder leichter weiter. Gesagt getan! Der letzte Anstieg wartet vor uns und die Glücksgefühle darüber sind zu spüren. Der Weg 320 führt uns auf den Zirbitzkogel (2.396m). Übrigens der höchste Berg der Seetaler Alpen und das Helmut-Erd-Schutzhaus, welches gleich beim Gipfel ist, ist das älteste der Steiermark. In einer Stunde und 45 Minuten ist das Gipfelkreuz erreicht. Die Mama hat uns am Gipfel empfangen, die Freude darüber ist riesengroß. Tränen der Erleichterung nehmen ihren Lauf. Eine Station wartet noch auf uns, bevor unsere WOW-Tour wirklich abgeschlossen ist. Die Winterleitenhütte (1782m) mit ihren idyllischen Winterleitenseen. Der schon etwas mitgenommene Wegweiser führt uns über den Schreibersteig, der uns einen Blick zum Lindersee gestattet. Wer die Tour erweitern möchte, kann das Scharfe Eck (2364m) und den Kreiskogel (2306m) auch noch mitnehmen. Mit Blick auf den Ochsenboden, mitsamt seinen Ochsenlacken wandern wir abwärts. Eine Gruppe Jugendlicher samt Begleiter sind ganz engagiert beim Orientierungslauf zu beobachten. Sie flitzen besonders beim Ochsenboden hin und her, nichts mehr für uns, denn für uns heißt es, schön gemütlich absteigen. Wir erblicken bald den großen Winterleitensee, wir lieben diese Stelle am Zirbitz, hier kann man die Seele und Füße baumeln lassen. Noch ein kurzes Stück und wir sehen das Naturfreundehaus Winterleiten (1800m) mit dem kleineren Winterleitensee. Jawohl, wir haben es geschafft. Dank der tollen Wirtsleute, können wir ein köstliches Mahl zu uns nehmen. Mit der Rast kommt auch Gedankenschweifen, ein langersehntes Erlebnis geht zu Ende. Wir blicken noch einmal in die Berglandschaft und spüren Dankbarkeit. Es war kein leichter, aber ein schöner Weg. Es geschafft zu haben, bringt auch Stolz mit sich, genauso stolz sind wir darauf, ein Stück der schönen Steiermark erlebt zu haben.
Toureninfo: 32,5 km, 8h15 min/1525 Hm