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Neue Radroute zwischen der Slowakei und Österreich

Der Alpen-Karpaten-Korridor (AKK) ist eine wichtige Wanderroute für Wildtiere. Die neue Radroute AKK folgt ihren Spuren, zahlreiche Natur- und Kulturhighlights sind auf ihr zu entdecken.

Der Alpen-Karpaten-Korridor verbindet die beiden größten Gebirgszüge Europas, die Alpen und Karpaten. Er führt von der nördlichen Slowakei durch das Weinviertel, an March und Donau, über die Region Carnuntum, das Leithagebirge, ins Burgenland und weiter zum Wechselgebiet. Bis weit ins 20. Jahrhundert war dieses Gebiet eine traditionelle Wanderroute für Rotwild, Wölfe, Luchse, Bären und andere Wildtiere. Diese Artenvielfalt war ein wesentlicher und bereichernder Teil der Landschaft.

 

Durch die rasche Ausdehnung der Siedlungen, den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und die intensive landwirtschaftliche Nutzung ist der Wanderkorridor heute vielfach unterbrochen. Im Raum zwischen Bratislava, Sopron und Wien verläuft er durch eine der wirtschaftlich dynamischsten Regionen Europas. Reste naturnaher Gebiete sind wie Inseln - ohne direkte Verbindung zueinander.

 

Diese Einengung des Lebensraums hat für die Tierwelt unerfreuliche Auswirkungen. Wo der Austausch zwischen verschiedenen Tiergruppen durch Barrieren wie Autobahnen verhindert wird, kann es zu genetischer Verarmung, fehlenden Fortpflanzungsmöglichkeiten und sogar zum Aussterben kleinerer Populationen kommen. Der Verlust ökologischer Vielfalt hat aber auch für den Menschen weitreichende Konsequenzen: Die landschaftsbezogene Lebensqualität sinkt.

 

Grenzüberschreitendes Projekt

Das Weinviertel Management arbeitet seit 2009 in einem Team unter der Führung des Landes Niederösterreich, Abteilung Naturschutz, an dem grenzüberschreitenden und von der EU unterstützten Projekt „Alpen- Karpaten-Korridor“, das die Vernetzung natürlicher Lebensräume fördert, die alte Wildtierwanderroute wiederherstellen soll und eine nachhaltige Entwicklung des menschlichen Lebens- und Erholungsraums unterstützt. Partner aus so unterschiedlichen Bereichen wie Straßenbau, Naturschutz, Raumplanung und Regionalplanung sowie NGOs aus Österreich und der Slowakei arbeiten zum Beispiel an der Planung von Grünbrücken über Autobahnen oder an der Sicherung naturnaher Flächen zusammen.

Als „Botschafter“ des AKK konnten Dr. Helmut Pechlaner sowie Doris und Stefanie Schwaiger, Österreichs erfolgreichste Beachvolleyballerinnen, gewonnen werden.

Für die österreichischen und slowakischen Schulen im Gebiet des Alpen-Karpaten-Korridors gibt es die Möglichkeit, das AKK-Projekt mit ÖkopädagogInnen zu erkunden und mehr über Wildtiere und Lebensraumvernetzung zu erfahren. Der Nationalpark Donauauen bietet ebenfalls Informationen und Führungen zum Thema.

 

Die AKK-Radroute

Seit Mai 2012 kann man auf der neu konzipierten AKK-Radroute den Spuren von Rotwild & Co folgen. Sie verläuft zwischen Senica am Fuße der Kleinen Karpaten (Slowakei) und Mönichkirchen am Alpenostrand (NÖ) entlang bestehender Radwege.

 

Auf der Strecke kann man jede Menge Interessantes kennenlernen: Die Informationen über insgesamt 45 Natur- und 68 Kultursehenswürdigkeiten sind in einer downloadbaren Broschüre nachzulesen. Es gibt eine eigene Karte mit dem genauen Verlauf der Radroute, der auch als Download für Mobiltelefone und GPS-Geräte auf www.alpenkarpatenkorridor.at zur Verfügung steht.

Für die Gesamtroute sind etwa 5 bis 6 Tagesetappen zu veranschlagen. Natürlich kann man auch nur einzelne Abschnitte erkunden. Es wurde speziell darauf geachtet, dass alle Anfangs- und Endpunkte der Etappen mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind. Unterschiedliche Schwierigkeitsstufen bieten für jede(n) etwas: von fast ebenem Gelände auf der Etappe 2 zwischen Hohenau und Angern an der March bis hin zum schweißtreibenden Anstieg nach Mönichkirchen auf der 6. Etappe.

 

Die Route ist eine wertvolle Ergänzung der bekannten Radstrecken im Osten Österreichs. Sie ist von Norden nach Süden beschrieben, grundsätzlich aber von beiden Richtungen aus befahrbar. Die AKK-Tour kann dank Nebenrouten auch ausgeweitet werden. So kann man etwa einen Besuch der beiden Hauptstädte Wien und Bratislava einbauen bzw. von dort starten. Eine andere Nebenroute führt durch die schöne Hügellandschaft der Leiser Berge von Hohenau nach Ernstbrunn im Weinviertel zum „Wolf Science Center“ mit seinem kleinen Wildpark, wo man vieles über den Wolf, das Patentier der Radroute, erfahren kann.

 

Den Nachbarn kennenlernen

Die Grenzen zur Slowakei sind zwar schon lange offen, aber wie gut haben wir unser Nachbarland inzwischen kennengelernt? Die Radroute AKK beginnt im Städtchen Senica am Fuß der Kleinen Karpaten. Sie führt einerseits durch eine vom Menschen stark beeinflusste und genutzte Landschaft, zeigt vor allem aber auch die vielen, teils wenig bekannten Naturschätze im Nordwesten der Slowakei und im Osten Österreichs. Viele naturnahe Gebiete ermöglichen entlang der Route herrliche Erlebnisse mit „grenzenloser“ Freiheit. Für Wildtiere sind diese naturnahen Lebensräume Trittsteine in den durch Straßen und Siedlungsgebiete schwer passierbaren Landschaften. Von den Kleinen Karpaten fährt man durch Kiefernwälder in die Tiefebene der Záhorie. Bemerkenswert ist der Wechsel zwischen sehr trockenen Standorten auf Sanddünen und Feuchtlebensräumen. Die March-Thaya-Auen und der Nationalpark Donau-Auen im Anschluss gehören zu den schönsten Flusslandschaften Mitteleuropas, aber auch die Leitha-Auen beherbergen noch bemerkenswerte Reste der ehemals ausgedehnten Feuchtlandschaft. Dazwischen liegen die Weinbaulandschaften des Weinviertels und der Region Carnuntum. Weiter über die großen Wälder im Leitha- und Rosaliengebirge führt der Weg in ein ganz anderes Gebiet: in die abwechslungsreiche Landschaft des Alpenvorlandes und schließlich nach Mönichkirchen am Wechsel.

 

Auf der AKK-Radroute kann man auch eine Reihe von kulturellen Sehenswürdigkeiten besichtigen. Sie spiegeln die reiche Geschichte der menschlichen Nutzung wider und sind mit Sicherheit kleine Aufenthalte während der Radtour wert.

 

Text: Martina Liehl und Sylvia Hysek, Weinviertel Management

Eine Pause mit Blick auf die Donau
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