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Skitouren-Eldorado Großarl

Das liebliche Großarltal im Zentrum der Radstädter Tauern wird auch „Tal der Almen“ genannt, was bereits verrät, welche Landschaft man hier zum größten Teil vorfindet. Die weitläufigen Almflächen sind für genussvolle Skitouren wie gemacht und bieten eine Vielzahl unterschiedlicher Routen.

Im Großarltal gibt es an die 40 Skitouren, selten hat man eine so große Auswahl auf derart kleinem Raum. Und das hat sich natürlich über die Gemeindegrenze hinaus herumgesprochen. Dennoch ist es den Einheimischen und den Verantwortlichen zu verdanken, dass ein sanfter Tourismus gelebt wird. Zu schön ist dieses Tal mit seinen urigen Almen, um durch Anpassung jeglicher Art den Massen gerecht werden zu wollen.

 

Der Ort Großarl bietet eine sehr gute Infrastruktur und lädt, dank der vielen Freizeitmöglichkeiten (das Großarltal ist Teil des Skiverbunds Ski amadé), zu einem mehrtägigen Aufenthalt ein. Der „Talwirt“ am Ende des Tals und das bei Einheimischen „berüchtigte“ Aschaustüberl direkt an der Loipe sind beliebte Treffpunkte nach einem Tourentag.

 

Da sich die Ausgangspunkte zu den im Folgenden vorgestellten Skitouren auf 900 m Seehöhe und mehr befinden, kann man von einer gewissen Schneesicherheit ausgehen. Besonders im Hochwinter sind Penkkopf, Gabel, Loosbühel, Filzmooshörndl und Kreuzeck, um nur einige zu nennen, lohnende Gipfelziele. Ebenfalls bei staubendem Pulverschnee am schönsten, aber schon deutlich anspruchsvoller sind der Mandlkopf sowie der Gamskar- und Plattenkogel.

 

Auch im Frühling, wenn im Tal bereits die Krokusse blühen, kommt man bei ausgedehnten Unternehmungen und Firnabfahrten auf seine Kosten. Vor allem der 2886 m hohe Keeskogel, der genau genommen schon zur Ankogel-Gruppe gehört, ist ein echter Klassiker.

 

Einsamkeitsfanatiker verlassen die Keeskogel-Route jedoch bereits am Talboden und steigen durch das von Steilwänden eingerahmte Schödertal zum nach oben hin immer breiter werdenden Marchkar auf. Über weite Hänge erreicht man anschließend den Gipfel des Weinschnabels, eines Aussichtsbergs erster Klasse! Wer dann immer noch nicht genug hat, verbindet sämtliche Gipfel zur sogenannten Anita-Runde, einer Rundtour mit mehr als 3000 Höhenmetern!

 

Die Sanften

Am Wanderparkplatz am Ende des Ellmautals (ca. 1340 m), das direkt in Großarl abzweigt, beginnt der Anstieg zur Filzmoosalm. Nachdem man die erste Etappe entlang des wenig zum Skifahren geeigneten Sommerweges zurückgelegt hat, lichtet sich der Wald, und man steigt in einem Linksbogen über weite Hänge zum Geländerücken der Filzmooshöhe auf. Während linker Hand der felsige Draugstein ein anspruchsvolles Gipfelziel mit leichter Kletterei ist, geht es westwärts einfach und mit Skiern an den Füßen bis zum Gipfelkreuz des Filzmooshörndls. Auch hier findet sich eine durchaus verlockende Abfahrtsvariante durch die Ostrinne – allerdings erfordert diese eine stabile Lawinensituation und entsprechendes Beurteilungsvermögen.

 

Nach der genussvollen Abfahrt zurück zur Filzmoosalm weicht man dem ungeliebten Waldbereich am besten mit einem kleinen Gegenanstieg aus. Zuerst ostwärts, später nach Norden drehend erreicht man die sanfte Kuppe des 2048 m hohen Loosbichls (Loosbühel, insgesamt 1210 Hm/ca. 3,5 Std.). Die Mühen für den zweiten Anstieg werden mit einer genussvollen Abfahrt über hindernislose Hänge bis zum Ausgangspunkt der Tour belohnt.

 

Auch in einem Seitental weiter südlich findet sich mit dem Kreuzeck ein einfaches und relativ sicheres Tourenziel. Hat man die manchmal abenteuerliche Auffahrt (Schneeketten!) in den Karteisgraben geschafft, steigt man dem Sommerweg folgend zur urtümlichen Karteisalm auf. Nach der Hütte kommt eine kurze Steilstufe, und eine Lichtung leitet direkt in das weite Kar. Über sanfte Hänge nähert man sich dem schon gut sichtbaren Gipfelkreuz. Dieses erreicht man am besten von rechts über den breiten Rücken (900 Hm/2,5 Std.).

 

Für fortgeschrittene Genießer

Das Toferntal bietet gleich eine ganze Handvoll Ziele für einen oder mehrere ausgefüllte Tourentage. Von den letzten Höfen am Ende der Straße, die direkt vor dem Hüttschlag-Tunnel abzweigt, folgt man zuerst der breiten Forststraße zur Oberharbachalm. Dort hat man die Qual der Wahl: Links steht der Kreuzkogel (Döferl), der sowohl von der Alm als auch über das breite Kar am Ende des Tals erreicht werden kann. Oberhalb des Talschlusses locken Finsterkopf und Throneck mit traumhaften Abfahrtshängen, und rechts ragen Gamskar- und Frauenkogel mit ihren 800-m-Flanken in die Höhe (bis zu 1300 Hm/4 Std.). Letztere lassen sich auch als Überschreitung kombinieren. Um dem Frauenkogel aufs Haupt zu steigen, verlässt man die Straße schon weit vor der Oberharbachalm nach rechts und gelangt so über einladende Osthänge (Ebenalm) auf den Gipfelkamm. Wenn es die Verhältnisse zulassen, am besten bei Firn, kann direkt über die steile Südostflanke abgefahren werden.

 

Auf keinen Fall darf der Anstieg auf das Mureck bzw. das Schöderhorn durch das landschaftlich sehr reizvolle Kreekar unerwähnt bleiben. Nicht nur landschaftlich, sondern auch abfahrtstechnisch hat das weite Kar seine Vorzüge. Dank seiner nordseitigen Lage hält sich dort der Pulverschnee besonders lange; der steile Anstieg im Wald unterhalb der Kreealm wurde vor einigen Jahren durch die Anlage eines Forstwegs deutlich erleichtert (1435 Hm/4 Std.).

 

Diese Schneekonservierung kann man auch am Karkogel (auch Karlkopf, 1050 Hm/3 Std.) für sich nutzen. Wenn nach tagelangem Sonnenschein anderorts ein brüchiger Harschdeckel die Abfahrt zum Kampf gegen die Schwerkraft werden lässt, erlebt man auf der Abfahrt durch die Nordflanke hinunter zur Hirschgrubenalm einen wahren Pulverrausch.

 

Lang und anspruchsvoll

Vom großen Parkplatz am Ende der für den öffentlichen Verkehr freigegebenen Straße, beim Gasthof Talwirt, hat man ebenfalls verschiedene Aufstiegsmöglichkeiten. Hat man den Blick nach Süden gerichtet, ist der wohl bekannteste Skigipfel der Region bereits im Blickfeld: der Keeskogel (1850 Hm/5 Std.). Die Route führt zum Talschluss. Die darauf folgende Steilstufe ist durch einen Forstweg entschärft. Nach etwas mehr als 400 Höhenmetern wird der Wald lichter und das Gelände zunehmend skifreundlicher. Hat man die Baumgrenze erst einmal erreicht, findet man sich in einem riesigen Kar mit dem Namen „Gstöß“ wieder. Von dort sind es immer noch 1000 Höhenmeter zum Gipfel!

 

Ruhiger und weniger bekannt ist der Weinschnabel. Wie beim Keeskogel folgt man zu Beginn dem Fahrweg zum Talschluss, zweigt aber dann in das nach Südosten führende Schödertal ab. Das Kernstück der Tour bildet das Marchkar, das vor allem im Frühjahr befahren wird (1700 Hm/5 Std.).

 

Rechts vom Parkplatz lässt ein steiler und dichter Waldgürtel einen Skianstieg unsinnig erscheinen. Doch die hindernislosen Hänge von Plattenkogel und Mandlkopf oberhalb des anspruchsvollen Moderegggrabens entschädigen mehr als angemessen für den mühsamen Zustieg (bis zu 1370 Hm/4 Std.).

 

An der gegenüberliegenden Talseite beginnt der Anstieg in das bereits erwähnte Kreekar. Der Aufstieg zum Mureck ist auch der Einstieg in die von Norbert Asen 2001 erstmals publizierte „Anita-Runde“: Nach dem Sonnenaufgang am ersten Gipfel des Tages folgt der Übergang in die Muritzenscharte und auf den Weinschnabel (Abbruchmöglichkeit durch das Schödertal). Es folgen eine eindrucksvolle Firnabfahrt hinunter zum bekannten Kölnbreinspeicher und ein wegen der südlichen Ausrichtung und der vorangeschrittenen Tageszeit meist schweißtreibender Anstieg auf den Keeskogel. Mit der letzten Abfahrt über mehr als 1800 Höhenmeter schließt sich der Kreis beim Talwirt.

 

Es versteht sich von selbst, dass eine Route dieser Art beste Kenntnisse zur Einschätzung der Lawinensituation, große Erfahrung und eine ausgezeichnete Kondition voraussetzt. Sind diese Anforderungen erfüllt und lassen es die Witterungsbedingungen zu, steht dem Abenteuer „Anita-Runde“ nichts im Wege (3080 Hm/12,5 Std.).

 

Text von Andreas Riesner

Abfahrt vom Penkkopf über die
windgeschützten Westhänge
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