www.naturfreunde.at

Wandern in der Lofer-Region: Zwischen Steinbergen und Schluchten

Die ganze Vielfalt der österreichischen Alpenwelt an einem Ort erleben: Das ist im Salzburger Saalachtal rund um die Marktgemeinde Lofer möglich. Hier findet man mit den Loferer Steinbergen, der Almenwelt und atemberaubenden Klammen beeindruckende Wanderziele.

Text und Fotos: Werner Menzel, Journalist & Fotograf, werner-menzel.de

 

Im Saalachtal reihen sich die Orte Unken, Lofer, St. Martin und Weißbach aneinander. Gelegen im „Dreiländereck“ Salzburg, Tirol und Bayern haben sich das Tal und vor allem der Ort Lofer sowohl bei Gästen aus Österreich als auch aus Deutschland einen Namen gemacht. Aufgrund der topografischen Besonderheiten erlebt man hier auf engstem Raum die ganze landschaftliche Breite der Alpenregion. Einer der ersten Anlaufpunkte ist traditionell die Almenwelt Lofer. Die Bergstation der Almbahn II ist der Ausgangspunkt von sieben Rundwanderwegen mit fantastischen Aussichtsgipfeln. Auch Bikerinnen und Biker nutzen die Almbahnen als Aufstiegshilfe und finden Anschluss nach Waidring/Steinplatte, Winklmoosalm und Unken/Heutal.

 

 

Zwei Touren von der Mittelstation der Almbahn

 

Der Wasserfallweg

Nach meiner Ankunft in St. Martin und einer Stärkung im Gasthof Bad Hochmoos, welcher der Ausgangspunkt vieler Touren rund um Lofer ist, möchte ich natürlich die Almenwelt erleben. Ich entscheide mich zum Einstieg für eine Entdeckungstour per Gondelbahn und Fußmarsch. Mit der Almbahn I geht es zunächst hinauf zur Mittelstation und von hier aus gleich auf einen leichteren, aber landschaftlich besonders schönen Wanderweg: Der „Wasserfallweg“ führt mich in etwa zwei Stunden über knapp 400 Hm hinauf zur eigentlichen Almenwelt. Dieser Weg, der auch für Familien mit Kindern (allerdings ohne Kinderwagen) leicht zu schaffen ist, bietet neben zahlreichen kleineren und größeren Wasserfällen einige eindrucksvolle Aussichten über das Saalachtal und die gegenüberliegende Gebirgskette.

 

Es empfiehlt sich, diese Wanderung im Sommer zeitig am Morgen zu unternehmen, um der Hitze zu entgehen und um möglichst ungestört die ursprüngliche Landschaft genießen zu können. Der Wasserfallweg kann natürlich auch von oben nach unten erwandert werden. In den Nachmittagsstunden bietet es sich an, an einem der Wasserfälle eine Erfrischungspause im kalten Bergwasser einzulegen. Also: Badesachen nicht vergessen! Die kann man auch im Bereich der Almenwelt gebrauchen, wo mit dem Almsee und dem Roten Marmorsee zwei Speicherteiche warten, die an heißen Tagen gerne zur Abkühlung genutzt werden.

 

Vom Loderbichl auf das Grubhörndl

Eine weitere Möglichkeit, von der Mittelstation der Bergbahn (= Loderbichl) die Region rund um die Loferer Alm zu erleben, ist eine Tour auf das Grubhörndl. Diese Wanderung ist mit je 750 Hm Auf- und Abstieg schon deutlich anspruchsvoller als der Wasserfallweg und erfordert an manchen Stellen Schwindelfreiheit und Trittsicherheit. Vom Loderbichl geht man zunächst etwa 200 Meter auf der Loferer-Alm-Straße bergan und zweigt dann links auf den Weg Nr. 7 zur Postalm ab. Das nächste Ziel im Verlauf der rund 9 Kilometer langen Strecke, für die man etwa vier Stunden einplanen sollte, ist die romantische Bräugföllalm (1365 m). Jetzt geht es steil bergan und über Serpentinen die Almwiese hinauf bis zur Wand des Grubhörndls. Ein sehr schmaler und felsiger Bergweg führt über die Jochinghöhe und den Lachfeldschneid. So gelangt man schließlich auf den Gipfel des Grubhörndls auf rund 1747 Metern. Der 360-Grad-Ausblick von hier aus über das Salzburger Saalachtal ist jede Mühe wert und unvergesslich!

Der Rückweg führt über die andere Seite des Grubhörndls hinunter in die Almenwelt Lofer. Unterwegs passieren wir ausgeschaltete Schilifte, friedlich grasende Kühe und zahlreiche Almhütten. Mein Einkehrtipp, bevor es per Almbahn oder Wasserfallweg hinunter nach Lofer geht: das Restaurant Soderkaser an der Bergstation der Almbahn II, das mit tollen Schmankerln und einem netten Service aufwartet.

 

 

Loferer und Leoganger Steinberge

Eine ganz andere Seite der Region Lofer erleben BesucherInnen, die sich etwas mehr zutrauen und die Faszination der Steinberge auf sich wirken lassen möchten. Die Loferer und die anschließenden Leoganger Steinberge sind Tourenparadiese. FreizeitsportlerInnen und AktivurlauberInnen haben in dieser Region 228 Wandertouren, 331 Rad- und 32 Laufrouten sowie 80 gut gekennzeichnete Kletter- und Klettersteigrouten zur Auswahl.

 

Vom Loferer Hochtal zur Schmidt-Zabierow-Hütte

Eine der anspruchsvolleren Touren führt vom Loferer Hochtal hinauf zur Schmidt-Zabierow-Hütte. Diese Tour durch die „Stoaberg“, wie die Einheimischen die Felsregion liebevoll nennen, ist für engagierte Gäste ein absolutes „To-do“.

 

Der kleine Wanderparkplatz im Loferer Hochtal liegt auf etwa 800 Metern und sollte während der Hüttensaison, die Mitte/Ende Juni beginnt, sehr früh am Tag angefahren werden. Der Start zu dieser etwa 7,5 Kilometer langen Wanderung, bei der jeweils knapp 1200 Hm Auf- und Abstieg zu bewältigen sind, führt zunächst durch einen schattigen Buchenwald. Danach geht es relativ steil bergauf, bevor man auf etwa 1400 Metern an den letzten Teilen der ehemaligen Steinbergalm vorbeikommt. Der Weg wird zunehmend steiniger: Die „Stoaberg“ machen ihrem Namen alle Ehre! Es geht durch eine Karstregion in Serpentinen bis einige hundert Meter unterhalb der Hütte. Die Schmidt-Zabierow-Hütte (1966 m) ist die einzige bewirtschaftete Schutzhütte in den Steinbergen. Sie ist Ausgangspunkt weiterer Touren über gesicherte Klettersteige, für hochalpines Wandern und Klettern auf extrem rauem Fels. Die Hütte liegt weithin sichtbar auf dem Felsvorsprung des Gamskopfes. Für den Hin- und Rückweg über die gleiche Route werden oft viereinhalb Stunden angegeben. Die Praxis zeigt, dass es auch gerne einmal zwei Stunden mehr sein können!

 

Durch die Seisenberg- und Vorderkaserklamm

Wesentlich gemächlicher präsentieren sich die beliebten und im Sommer stark frequentierten Wanderrouten durch die „Saalachtaler Naturgewalten“: Seisenberg- und Vorderkaserklamm sind die Stichworte für Fans des wilden Wassers. Insbesondere die Seisenbergklamm mit ihrer 12.000-jährigen Geschichte ist faszinierend. 1831 errichteten die damaligen Holzknechte einen Triftweg durch die 600 Meter lange Klamm; heute führen sicher ausgebaute Stege durch die Schlucht. Die angegebene Wanderzeit von einer Stunde wird oft überschritten – was nicht unbedingt am allgegenwärtigen „Klammgeist“ liegt, sondern an den unzähligen Fotomotiven in der Schlucht. Der Rundweg ist etwa 2,5 Kilometer lang und führt über 160 Hm. Der Ausgangspunkt in Weißbach bei Lofer ist gut ausgeschildert. Im Verlauf der Wanderung informieren Tafeln über wissenswerte Details aus Geschichte und Gegenwart.

Eine mit rund 400 Metern etwas kürzere, landschaftlich aber ebenso interessante Schlucht ist die Vorderkaserklamm zwischen St. Martin und Weißbach. Hier gilt es, in einer Stunde rund 180 Hm zu überwinden. Bemerkenswert ist eine extreme Verengung der Klamm auf nur 80 Zentimeter. Um dieses Naturschauspiel zu erleben, müssen 373 Stufen erklommen und rund 1,3 Kilometer bewältigt werden.

 

Lamprechtshöhle

Wer danach noch mehr Lust auf „Unterwelt“ verspürt, kann in unmittelbarer Nähe zur Vorderkaserklamm in die Lamprechtshöhle abtauchen. Mit einer Ausdehnung von 56 Kilometern ist sie eines der größten Höhlensysteme Europas. Mehr noch: Seit der Entdeckung eines weiteren Zuganges in 2178 Metern Höhe gilt sie als größte Durchgangshöhle der Welt. Im Schauhöhlenteil wandert man rund 700 Meter in den Berg hinein und überwindet bis zur geräumigen Plattform mit Blick auf einen Großteil der gut beleuchteten Höhle eine Höhendifferenz von 70 Metern.

Nach dem Aufstieg über den Wasserfallweg kann man sich im Almsee herrlich erfrischen.
Blick in die Lamprechtshöhle
ANZEIGE
Angebotssuche