Ein schier ununterbrochener LKW-Wurm kriecht an manchen Tagen auf der Brenner Autobahn durch das Wipptal. Der niedrigste Alpenübergang – der Brennerpass mit 1374 m – zieht seit jeher den Transitverkehr an. Bereits die Römer nützten das Wipptal als Durchzugsstrecke. Es erstreckt sich zwischen Innsbruck und Franzensfeste, knapp vor Brixen, wobei das Südtiroler Wipptal südlich des Brenners auch als Eisacktal bezeichnet wird.
Wegen des starken Verkehrs blieb das Wipptal vom Massentourismus verschont, und die Beschaulichkeit beginnt oft schon wenige Meter abseits der Transitstrecke. Wenn man vom Wipptal spricht, meint man damit nicht nur das Haupttal zwischen Innsbruck und dem Brenner, sondern vor allem auch die Seitentäler. Das Navis-, Schmirn-, Valser-, Obernberger- und Gschnitztal sind wahre Wanderparadiese. Wer im Wipptal und in seinen Seitentälern unterwegs ist, wird schnell feststellen, dass so viel Abwechslung, Unberührtheit und Ruhe kaum in einer anderen Gegend Tirols so geballt zu finden sind: sanfte Almlandschaften im Navistal, wilde Felsbastionen aus Granit (Gneis) im hintersten Valsertal, weitläufige grüne Bergrücken im Obernberger Tal, kühne Kalkspitzen im Gschnitztal. Dabei erkunden die BerggeherInnen die Tuxer und teils Zillertaler Alpen östlich der Sill. Westlich davon sind die Stubaier Alpen das Revier vielfach einsamer und vielseitiger Touren. Trotz zahlreicher guter und bestens markierter Steige und Wege begegnet man oft keiner Menschenseele. Ausgenommen davon sind natürlich jene Ziele, die weit über Tirols Grenzen hinaus bekannt sind, wie die Serles, der Habicht, der Olperer oder der Patscherkofel. Wer im Wipptal unterwegs ist, wird bald dessen positive Seiten erkennen und die Einsamkeit dieser überaus vielfältigen Landschaft schätzen und lieben lernen.
Ohne Ski für viele ein unbekanntes Vergnügen: Die Vennspitze ist ein Paradeskiberg und gerät während der schneefreien Zeit nahezu in Vergessenheit – zu Unrecht. Vom Frühsommer bis in den Spätherbst hinein ist die Vennspitze ein überaus lohnendes Ziel, das sich auch für Familien bestens eignet. Begleitet wird der gemütliche Aufstieg von Murmeltier- und Gamspfiffen und ab August auch von einem reichlichen Schwarzbeer-Angebot. Der Steig führt im gestuften, nie besonders steilen Gelände ohne Felspassagen durch Wald und Almrosengelände zum Gipfel an der Grenze zum Venntal.
Anfahrt:* Man fährt mit dem Auto ins Valsertal und kommt 3,4 km nach St. Jodok zur Abzweigung der Bergstraße nach Padaun. Nach einigen Serpentinen erreicht man den Padauner Sattel (3,5 km). 200 m nach der Zufahrt zum Gasthaus Steckholzer, unterhalb der neuen Siedlung, gibt es Gratisparkmöglichkeiten und einen Wegweiser in Richtung Vennspitze.
Wegverlauf: Der Steig führt unterhalb der Waldgrenze im Bereich einer Waldschneise bergan. Später geht es im Almrosengelände nicht allzu steil zur Vennspitze. Rund 100 Hm unterhalb des Gipfels führt der Weg auf die nach Westen herabziehende Bergschulter, den Grat zum namensgebenden Venntal. Auch auf den letzten Höhenmetern lauern keine besonderen Schwierigkeiten. Und schon bald steht man beim Gipfelkreuz auf der Vennspitze und genießt die tolle Aussicht und die Ruhe am Gipfel – meist mit nicht allzu vielen Bergsteigerinnen und Bergsteigern. An schönen Herbsttagen kann man seinen Blick auf den Olperer und dann in einer 360-Grad-Runde zum Karwendel, übers Wipptal zur Nordkette, zu den Tribulaunen im Westen und weit nach Süden richten.
Ausgangspunkt: Padaun (1580 m)
Aufstieg: 810 Hm, 2 Std., gute Steige, für Kinder ab 6 Jahren geeignet
Abstieg wie Aufstieg
Beste Zeit: Frühsommer-Spätherbst
Einkehrmöglichkeit: in der Nähe des Ausgangspunkts Gasthaus Steckholzer, Tel.: 0 52 79/53 90, Di. Ruhetag
Sonniges Herbstschmankerl: Reiche Blumenvielfalt im Frühjahr und wohltuende Herbstsonne bis zum ersten Schnee machen den Sumpfkopf zum idealen Ziel früh bzw. spät im Jahr. Der Aufstieg stellt keine besonderen Ansprüche und lässt sich im unteren Teil wahlweise auf einem Steig durch den Wald oder auf einem Forstweg bewältigen. Damit ergibt sich auch für den Abstieg eine alternative Route. Der Sumpfkopf zählt bei Alt und Jung zu einem der beliebtesten Ziele im Schmirntal.
Anfahrt: Man fährt von St. Jodok ins Schmirntal. Nach der „Talfahrt“ erreicht man den ersten Weiler – „Aue“ – im Talboden. Hier biegt man links ab, fährt einige hundert Meter talauswärts und biegt bei erster Gelegenheit auf eine bergwärts führende Straße ein (Hinweisschilder). Nach zwei Serpentinen kommt man zu den freien Feldern im Bereich der ehemaligen Jausenstation Edelraute. Im Bereich des Hofes, bei der Abzweigung des Forstweges, gibt es Möglichkeiten zum Parken – im Zweifel bitte im Bauernhof fragen.
Wegverlauf: Unmittelbar bei der Kreuzung „Forstweg – Straße nach Padaun“ führt neben dem Zaun der Steig Nr. 73 im Wald, unterbrochen von einigen Lichtungen, bergwärts. Anfangs neben den Wiesen, bald schon im Wald gewinnt man am schmalen Steig an Höhe und erreicht den Übergang ins Padastertal am Grat. Damit öffnet sich der Blick gegen Norden bis zur Nordkette. Dem breiten Gratrücken folgend steigt man nun nicht allzu steil zum Sumpfkopf auf. Problemlos gelangt man zum großen Gipfelkreuz am Sumpfkopf. Sehr schön ist neben der Gipfelschau weit nach Norden und Süden auch der Tiefblick auf das Schmirntal. Die steilen südseitigen Hänge nach Schmirn hinunter sind großzügig mit Lawinengattern bewehrt.
Am Aufstiegsweg oder im unteren Bereich gemütlich am Forstweg erfolgt der Abstieg: Dazu folgt man am Sattel (Übergang ins Padastertal) dem Steig taleinwärts (Lacke) in leichtem Auf und Ab. Man erreicht so einen Forstweg, auf dem es bequem zurück zum Ausgangspunkt geht. Sehr geländegängige Wanderinnen und Wanderer können bei trockenen Verhältnissen auch direkt vom Gipfel (wenige Meter ostwärts vom Kreuz) zur Forststraße absteigen. Die ersten Meter sind allerdings sehr steil und setzen Trittsicherheit und gutes Schuhwerk voraus.
Ausgangspunkt: ehemalige Jausenstation Edelraute (1600 m)
Aufstieg: 750 Hm, 1 Std. 45 Min., schöner Steig, für Kinder ab ca. 6 Jahren geeignet
Beste Zeit: von der Schneeschmelze bis zum ersten Schnee
Einkehrmöglichkeit: keine
MTB: auf Forstweg bis ca. 1980 m
Ein blaues Auge inmitten von Mähdern: Knapp unterhalb vom Trunajoch (Übergang ins Gschnitztal) spiegelt sich der der wuchtige Obernberger Tribulaun im Lichtsee. Wie ein blaues Auge liegt der See malerisch in saftigen Wiesen. Der Lichtsee eignet sich hervorragend für einen Familienausflug: Fische, Libellen, Plantschen - Kinder fühlen sich am Lichtsee garantiert wohl, und die Erwachsenen werden ebenfalls begeistert sein, zumal das Gelände rund um den See äußerst sanft und nur leicht kupiert ist.
Anfahrt: Man fährt ins Obernbergtal und kommt ca. 2 km vor dem Ende der öffentlichen Straße zum Almi’s Berghotel. Bei anschließender Einkehr darf man dort parken. Rund 150 m weiter gibt es bei der Volksschule (Gemeindesaal) Gratisparkplätze.
Wegverlauf: Der Aufstieg führt taleinwärts unmittelbar nach Almi’s Berghotel rechts bergwärts (Schild „Lichtsee – Trunajoch“, Weg Nr. 125). Der lichte Bergwald endet in einer Höhe von ca. 1800 m. Über herrliche Mähder geht’s weiter zum Lichtsee. Die letzten Höhenmeter zum See sind relativ flach, das Trunajoch ist schon relativ nahe, bevor man unvermittelt in einer weiten Mulde vor dem Lichtsee steht. Mit schönem Ausblick zum eindrucksvollen Obernberger Talschluss mit den Tribulaunen und dem Obernberger See und nach Süden bis zu den Dolomiten genießt man nun die Bergsee-Idylle.
Ausgangspunkt: Parkplatz bei der Volksschule ca. 150 m nach Almi’s Berghotel (ehemals Gasthaus Spörr)
Aufstieg: 720 Hm, 2–2,5 Std., einfache und gut markierte Steige, für Kinder ab 8 Jahren geeignet
Beste Zeit: Frühjahr-Herbst
Einkehrmöglichkeiten: im Tal Almi’s Berghotel, Gasthaus Waldesruh
Beschauliche Talwanderung rund um Trins: Trins zählt zu den sonnigsten Orten des Wipptales und eignet sich damit hervorragend für eine gemütliche spätherbstliche Talwanderung, auf der man am kleinen Sarnthein-Wasserfall vorbeikommt: Der Padasterbach fließt in zwei Kaskaden über die Felsstufen. Die Rundwanderung führt sowohl über breite Wege als auch auf einem schmalen Steig in weitem Bogen um das malerische Dorf mit einer beliebten Einkehrmöglichkeit am Wendepunkt.
Wegverlauf: Man kann unmittelbar nach dem Hotel Trinserhof am Ortseingang parken (Gratisparkplätze entlang der Straße). Nach wenigen Metern taleinwärts folgt man rechts ansteigend der Straße zur Kirche und weiter zum Parkplatz oberhalb des Dorfes. Bereits auf diesem Wegabschnitt hat man schöne Ausblicke auf Trins, aber auch ins Gschnitztal. Kurz nach dem Parkplatz führt zwischen den Forstwegen der Jubiläumsweg ohne nennenswerte Steigungen in Richtung Wasserfall. Nach dem kleinen Wasserfall wandert man im Wald weiter taleinwärts bis zur Gschnitztalstraße. Dem großen Schild „Pumafalle“ folgend quert man den Talboden, der einen mit typischen Trinser Heustadeln und dem Blick ins hintere Gschnitztal erfreut. In der beliebten Jausenstation Pumafalle kann man sich stärken, und am Wiesenweg geht es zurück nach Trins.
Ausgangspunkt: Trins, Parkplatz nach dem Hotel Trinserhof (1225 m)
Strecke: 10 km, 275 Hm, 2,5-3 Std.
Beste Zeit: Frühjahr–Spätherbst
Einkehrmöglichkeit: Jausenstation Pumafalle, Tel.: 0 52 75/53 23, Mo. und Di. Ruhetag, im November nur an den Wochenenden geöffnet
Text und Fotos von Hubert Gogl, Buchautor
Den gesamten Artikel aus dem Naturfreund 4/2011.