www.naturfreunde.at

Lawinen töten!

In den deutschsprachigen Alpenländern gibt es bereits mehr als eine Million SkitourengeherInnen, Freeride-Artikel zählen im Sportfachhandel zu den Bestsellern. Aber der Spaß abseits gesicherter Pisten birgt auch hohe Risiken.

Daher sollte man nur gut ausgebildet und mit der richtigen Ausrüstung losziehen. Neue Produkte können helfen, die Folgen eines Ernstfalls zu reduzieren.

 

Viel zu oft verzichten FreeriderInnen und SkitourengeherInnen aus Gewichtsgründen auf die Mitnahme einer vollständigen Notfallausrüstung. „Doch eine solche gehört auf einer Skitour genauso selbstverständlich in den Rucksack wie der Ski an den Schuh - am besten in einen Lawinenairbag-Rucksack“, empfiehlt Reiner Taglinger, Chefbergführer der MAMMUT Alpine School und Ausbilder von Bergführerinnen/-führern.

Gemäß den Statistiken des renommierten Schweizer Instituts für Schnee- und Lawinenforschung SLF erhöhen Lawinenairbag-Rucksäcke durch den zusätzlichen Auftrieb die Überlebenswahrscheinlichkeit bei einem Lawinenabgang auf 95,6 Prozent. Dank des im Rucksack integrierten Kunststoffballons, der durch das Ziehen einer Auslöseleine innerhalb von zwei bis drei Sekunden aufgeblasen wird, gewinnt man an Volumen und damit an Auftrieb – und bleibt an der Oberfläche. Der Schweizer Alpinsicherheitsspezialist Mammut hat einen Rucksack entwickelt, der sogar in allen vier Jahreszeiten zu verwenden ist; man braucht das Airbag-System nur mit ein paar Handgriffen auszubauen. Aber auch wenn Airbag-Rucksäcke das Risiko verringern, gänzlich verschüttet zu werden, ein Freifahrtschein für kritische Hänge sind sie keinesfalls.

 

Jeder Handgriff muss sitzen!

Wird jemand bei einem Lawinenabgang ganz verschüttet, zählt jede Sekunde. Innerhalb der ersten zehn Minuten sind die Überlebenschancen relativ hoch. Danach steigt die Rate der Totbergungen erheblich an. Die Kombination aus einem zuverlässigen, auch in Stresssituationen einfach und sicher zu bedienenden Lawinenverschütteten-Suchgerät (LVS-Gerät) und einer/einem geschulten Sucherin/Sucher ist ein entscheidender Faktor, ob die/der Verschüttete überlebt. Moderne Geräte arbeiten analog und digital zugleich und sind mit drei Antennen für jede Achsenausrichtung ausgestattet. So kann die/der Suchende zielgerichtet und schnell vorgehen.

Das beste LVS-Gerät nützt jedoch nichts, wenn die/der geortete Verschüttete nicht effizient sondiert und frei geschaufelt werden kann. Je größer die Verschüttungstiefe, desto wichtiger ist es, dass mit einer stabilen, aber trotzdem leichten und schnell einsatzbereiten Lawinensonde die genaue Position ermittelt wird. Damit man möglichst schnell zur/zum Verschütteten gelangt, sollte man eine ergonomisch gut geformte Schaufel aus gehärtetem und eloxiertem Aluminium verwenden.

 

Trotz aller Ausrüstung: Im Unglücksfall ist sehr oft der Mensch der limitierende Faktor. Dem regelmäßigen Üben unter fachkundiger Anleitung kommt deshalb besondere Bedeutung zu. Die Naturfreunde veranstalten österreichweit laufend EinsteigerInnen- und Auffrischungskurse zum Thema Lawinensicherheit. Die Bergrettung Eisenerz bietet mit den Naturfreunden zudem eine LVS-Trainingsstation an, wo die Verschüttetensuche simuliert und trainiert werden kann. Weitere Infos: www.naturfreunde.at

 

Text: Stefan Becker, outkomm GmbH, Fotos und Abbildungen: Mammut

ANZEIGE
Angebotssuche