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Aktuelle Entwicklungen bei Sicherungsgeräten

Die Sicherungsgeräte für das Sportklettern haben sich im Lauf der Zeit immer wieder verändert und weiterentwickelt. Im folgenden Artikel befassen wir uns im Besonderen mit zwei neuen Halbautomaten und einem sehr brauchbaren, aber nicht sehr verbreiteten Tuber.

Text: Sportklettertrainer*innen der Kletterhalle Wien, Fotos: Edelrid, Ed Eisner, PETZL DISTRIBUTION/Sam BIÉ

 

Geräte wie Tuber, 8er und Co gelten mittlerweile als veraltet und werden beim Sportklettern nicht mehr verwendet bzw. sind für spezifische Verwendungen gedacht. Stattdessen breiten sich Autotuber und Halbautomaten immer weiter aus.

Autotuber: bewährt, sicher, minimalistisch

Zur Gerätegruppe der Autotuber gehören beispielsweise das SMART (Mammut), das JUL² (Edelrid), der FISH (Austrialpin), das PILOT (Black Diamond) oder das ERGO (Salewa). Diese Geräte sind im Sportklettern weit verbreitet, gelten – bei richtiger Bedienung - als weitgehend sicher und sind durch ihre minimalistische Konstruktion einfach zu bedienen.

 

„Die Trainer*innen der Naturfreunde-Kletterhalle Wien (= Sportkletterausbildungszentrum der Naturfreunde Österreich) verwenden in ihrem Kursbetrieb neben dem Halbautomaten GRIGRI (Petzl) regelmäßig das SMART. Wir verwenden im Kursbetrieb auch den Tuber. Er eignet sich hervorragend, um die Sicherungshandgriffe, das Bremshandprinzip und auch die Gewichtsdynamik zu verdeutlichen“, erklärt Dieter Schimanek, Geschäftsführer der Kletterhalle Wien.

Halbautomaten: Sicher – wenn man weiß, WIE!

Im letzten Jahr sind zwei neue Halbautomaten auf den Markt gekommen: das NEOX (Petzl) mit einer neuartigen integrierten Rolle und das PINCH (Edelrid), das die Befestigung am Sicherungspunkt (Klettergurt) ohne Karabiner ermöglicht. Schon etwas länger ist das REVO (Wild Country) am Markt. Diese Geräte haben zwar verschiedene, teils neue Mechanismen, aber alle drei verfolgen das gleiche Ziel: die Verringerung des Unfallrisikos und das Vereinfachen des Sicherungsablaufs.

WICHTIG: Wer ohne korrekte Bremshand sichert, riskiert schwerste Verletzungen seiner Kletterpartnerin/seines Kletterpartners - ganz unabhängig davon, mit welchem Gerät gesichert wird.

NEOX: Petzls neues Sicherungskonzept

Mit dem neuen NEOX, das eine eingebaute Seilrolle hat, ist Hersteller Petzl ein guter Schritt für geübte Kletterinnen und Kletterer gelungen. Bei diesem Gerät funktioniert auch die Tuber-Sicherungsmethode bei Seilen mit größerem Durchmesser. Wenn man das Seil zu ruckartig ausgibt, kann es jedoch zu einem unbeabsichtigten Blockieren kommen. Die Bedienung des NEOX erfordert also ein sehr gut trainiertes Zusammenspiel von Brems- und Sensorhand.

Die Frage, ob es sinnvoll ist, mit dem NEOX die Gaswerkmethode mit den bekannten Nachteilen anzuwenden, muss sich jede(r) selbst stellen; sie funktioniert leicht abgewandelt sehr wohl - so auch von Petzl kommuniziert. Konzipiert ist das Gerät allerdings zum „Tuber-Sichern“.

PINCH: Edelrids innovative GRIGRI-Alternative

Der USP des PINCH ist, dass man das Gerät auch ohne Karabiner (Verbindung Sicherungsgerät zum Sicherungspunkt/Gurt) verwenden kann und die Antipanik-Funktion de-/aktivierbar ist. Lediglich die Lösung mit der Schraube zur De-/Aktivierung ist noch etwas holprig. Die meisten Anwender*innen haben diese vermutlich schon mit der ungelesenen und ungeöffneten Betriebsanleitung (da war sie drangeheftet) in den Mülleimer katapultiert.

Die Seilausgabe mittels Tuber-Methode funktioniert mit gängigen neuen Seilen mit einem Durchmesser von 8,9 bis 9,8 mm wunderbar. Will man die Gaswerkmethode verwenden, wird vom Hersteller eine modifizierte vorgeschlagen. Sehr positiv erweist sich die Verwendung für Linkshänder*innen.

Bei der Verwendung des PINCH ohne Karabiner muss darauf geachtet werden, dass die zentrale Anseilschlaufe (= Ring) zwischen 10 und max. 20 mm dick ist. Beim Ablassen sollte das Seil über den Edelstahleinsatz mit den frontalen Bremsrillen geführt werden. Auf diese Weise werden auch die typischen Abseilkerben wie beim GRIGRI vermieden, und zusätzliche Bremsreibung wird erzeugt.

REVO: maximale Sicherheit für Tuber-Fans

Wer weiterhin mit der Tuber-Methode sichern möchte, aber nicht auf ein Maximum an Sicherheit verzichten will, wird mit dem REVO von Wild Country glücklich.

Sein bidirektionaler Blockiermechanismus verhindert das falsche Einlegen des Seils. Wird das Seil zu schnell durchgezogen (> 4 m/s), arretiert das Gerät nach dem Fliehkraftprinzip automatisch. Ein ungebremster Bodensturz ist somit praktisch ausgeschlossen – außer bei übermäßigem Schlappseil und/oder falscher Klinkposition.

 

Trotz dieser Sicherheitsfeatures erlaubt das REVO eine gerätedynamische Sicherung. Bei Pausen (z. B. beim Ausbouldern) kann der Blockiermechanismus bewusst ausgelöst werden.

Das Gerät scheint also sehr raffiniert und innovativ zu sein und würde sich aus sicherheitstechnischen Gründen mehr Aufmerksamkeit und Bedeutung verdienen.

Fazit

Mit NEOX, PINCH und REVO sind drei moderne Sicherungsgeräte auf dem Markt, die sich klar voneinander unterscheiden – technisch wie konzeptionell. Wer sich für eines dieser Modelle entscheidet, sollte sich mit den jeweiligen Eigenheiten und Methoden intensiv vertraut machen.

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