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Fair zur Natur im März

Skitouren auf Pisten. Fluch oder Segen?

Was früher nur etwas für ein paar ganz Hartgesottenen war, ist in den vergangenen Jahren zu einem wahren Trend herangewachsen: Das Skitourengehen. Zurecht, denn nicht nur die hohen Liftkartenpreise haben viele begeisterte Wintersportler dazu animiert, sich stattdessen einfach die Felle aufzuspannen und die Natur abseits der präparierten Pisten zu erkunden. Es ist vor allem das Gefühl von Abenteuer. Und vom bewussten Erleben. Der Bergsteiger und Autor Reinhard Klappert hat es so formuliert: „Schritt um Schritt. Nichts sonst. Was auch? Nur das sanfte Knirschen frischen Schnees, das Klacken der Bindung. Schritt um Schritt. Und mein Atem und der Atem hinter mir. Keine Forderung. Kein Anspruch. Nur das Nach-oben-Wollen. Sinnlos. Zwecklos. Herrlich.“

 

Jeder, der schon einmal seine eigenen Spuren durch das stille und weiß glitzernde Nichts gezogen hat, weiß, wovon wir sprechen. Wenn alles passt, ein wahrhaft zauberhafter Genuss, der jedoch nicht immer möglich ist. Diesen Winter hat es aufgrund der schlechten Schneelage zum Beispiel viele Tourengeher wieder auf die Kunstschnee-Pisten zurück verschlagen. Zu dünn war die Schneedecke im Back-Country. Aber auch in „normalen“ Wintern gehen viele auf der Piste. Man muss keine Tourenplanung machen und auch die Lawinengefahr ist um einiges geringer. Somit ist das Tourengehen im Skigebiet für die Meisten zwar nicht der höchste aller Genüsse ist aber immerhin eine gute und einfache Alternative: Am Pistenrand rauf, auf der Piste wieder runter. Möchte man zumindest meinen.

 

Einerseits

Leider ist die steigende Zahl der Tourengeher innerhalb vieler Skigebiete nun zu einem Problem (gemacht) geworden. Nicht selten wird dies sogar ausdrücklich verboten. Die Liftbetreiber begründen dies mit Sicherheitsbedenken, aber die wirklichen Gründe sind wohl andere: Immerhin müssen die Pisten ja für ALLE Benutzer beschneit, präpariert und in Stand gehalten werden. Das kostet viel Geld und deshalb sähe man seitens vieler Betreiber nicht ein, warum nun ein Skitourengeher diese aufwendig zu erhaltenden Pisten „einfach so“ benützen dürfe, wohingegen ein „normaler“ Skifahrer oder Snowboarder eine Liftkarte kaufen muss. Deshalb gilt hier vielerorts das Motto: Entweder, du zahlst so wie die anderen, oder du kannst gehen.

 

„Langfristig betrachtet ist so ein Skitourenverbot für die Liftbetreiber aber ein Schnitt ins eigene Fleisch. Denn nicht nur der Liftkartenverkauf ist für das Überleben eines Skigebietes essenziell. Würde man an diese Problematik etwas findiger herangehen und zum Beispiel mehr Angebote für Tourengeher bereitstellen, könnte dies ein Gebiet nachhaltig sogar stärken. Denn mehr Angebot bedeutet: mehr Nächtigungen, mehr Gastronomie, mehr Tourismus“, so Peter Plundrak, Landesskitourenreferent der Naturfreunde NÖ.

 

Andererseits

Einige Skigebiete haben dieses Potenzial bereits erkannt. Auf der Gemeindealpe wird von Tourengehern beispielsweise ein Pistenbenützungsbeitrag von ein paar Euro pro Person eingehoben. Dafür gibt es neben den Pisten gekennzeichnete Aufstiegsrouten und einen LVS-Checkpoint am Beginn der Tour. Ein anderes positives Beispiel kommt aus dem Skigebiet Unterberg.bei Pernitz. Hier wird Tourengehern eine günstige Liftkarte angeboten, die nach der Tour eine zweite Abfahrt mit Liftbenützung ermöglichen soll. „Man muss den Tourengehern ja auch etwas bieten, wenn sie nun für die Pistenbenützung zahlen müssen. Auch wenn es nur fünf Euro sind“, so Plundrak. Er weiß nämlich auch, dass diese Regelung nicht bei allen Tourengehern auf Verständnis stößt. Wozu etwas zahlen, wenn man den Lift gar nicht benützt? Und überhaupt: Früher war das Tourengehen ja auch gratis. So die Argumentation.

Doch sollte man auch auf dieser Seite langfristig denken. Ein gutes Beispiel sind die Langlaufloipen. Hier hat man es geschafft, die Leute zu sensibilisieren. Zu sagen: „Hey! Wir ziehen die Spur, halten die Loipe in Stand und haben hier sogar nette Loipenpläne für euch drucken lassen. Dafür zahlt ihr uns einfach 3 oder 5 Euro. Und PS: Schaut doch danach in eine unserer Hütten vorbei, hier gibts guten Glühwein zur Stärkung!“

 

Nur, wenn ein freundliches Miteinander stattfindet, welches sich durch Akzeptanz auf beiden Seiten auszeichnet, kann langfristig ein Angebot geschaffen werden, welches alle zufriedenstellt.

 

 

Sicherheit geht vor

Nicht zuletzt wäre ein sinnvoller Ausbau des Tourenangebotes in Skigebieten (zB Aufstiegskorridore, Warnhinweise auf unübersichtlichen Pistenabschnitten, eigene Tourenpläne) allein schon aus Sicherheitsgründen unerlässlich. „Dass Tourengeher nur am Pistenrand aufsteigen dürfen ist eigentlich selbstverständlich. Und dass man manchmal auch die Piste queren muss, z.B. um einem Steilhang auszuweichen, ist auch klar. Dies muss natürlich an übersichtlichen Stellen erfolgen ohne die Skifahrer bei der Abfahrt zu behindern. Wichtig ist dabei ein umsichtiges Verhalten der Tourengeher.“, so Plundrak. Sich hier an die FIS-Regeln zu halten, ist zwar schon ein guter Anfang, doch kann ein friedvolles und gefahrenloses Miteinander auf Dauer nur dann stattfinden, wenn für alle Teilnehmer Strukturen geschaffen werden, die ihren Bedürfnissen gerecht werden. Genau aus demselben Grund hat man ja auch irgendwann einmal begonnen, Radwege oder Gehsteige zu bauen.

 

 

Die 10 FIS Verhaltensregeln für Skifahrer und Snowboarder

 

1. Rücksichtnahme auf die anderen Skifahrer und Snowboarder

Jeder Skifahrer und Snowboarder muss sich so verhalten, dass er keinen anderen gefährdet oder schädigt.

 

2. Beherrschung der Geschwindigkeit und der Fahrweise

Jeder Skifahrer und Snowboarder muss auf Sicht fahren. Er muss seine Geschwindigkeit und seine Fahrweise seinem Können und den Gelände-, Schnee- und Witterungsverhältnissen sowie der Verkehrsdichte anpassen.

 

3. Wahl der Fahrspur

Der von hinten kommende Skifahrer und Snowboarder muss seine Fahrspur so wählen, dass er vor ihm fahrende Skifahrer und Snowboarder nicht gefährdet.

 

4. Überholen

Überholt werden darf von oben oder unten, von rechts oder von links, aber immer nur mit einem Abstand, der dem überholten Skifahrer oder Snowboarder für alle seine Bewegungen genügend Raum lässt.

 

5. Einfahren, Anfahren und hangaufwärts Fahren

Jeder Skifahrer und Snowboarder, der in eine Abfahrt einfahren, nach einem Halt wieder anfahren oder hangaufwärts schwingen oder fahren will, muss sich nach oben und unten vergewissern, dass er dies ohne Gefahr für sich und andere tun kann.

 

6. Anhalten

Jeder Skifahrer und Snowboarder muss es vermeiden, sich ohne Not an engen oder unübersichtlichen Stellen einer Abfahrt aufzuhalten. Ein gestürzter Skifahrer oder Snowboarder muss eine solche Stelle so schnell wie möglich freimachen.

 

7. Aufstieg und Abstieg

Ein Skifahrer oder Snowboarder, der aufsteigt oder zu Fuß absteigt, muss den Rand der Abfahrt benutzen.

 

8. Beachten der Zeichen

Jeder Skifahrer und Snowboarder muss die Markierung und die Signalisation beachten.

 

9. Hilfeleistung

Bei Unfällen ist jeder Skifahrer und Snowboarder zur Hilfeleistung verpflichtet.

 

10. Ausweispflicht

Jeder Skifahrer und Snowboarder, ob Zeuge oder Beteiligter, ob verantwortlich oder nicht, muss im Falle eines Unfalles seine Personalien angeben.

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