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Fair zur Natur Juni 2022

Saubere Kleidung – Clean Clothes

 

Und, wie sauber sind eure Westen? Oder Shirts oder Hosen oder Pullis? Bio, fair, nachhaltig und vegan hält nun glücklicherweise auch in der Textilbranche immer mehr Einzug. Worauf es hier ankommt und warum nicht alles grün ist, wo grün draufsteht.

Das, was wir auf unserer Haut tragen, sollte eigentlich frei von gesundheitsgefährdenden Stoffen sein. Unsere Kleidung sollte auch nicht unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen hergestellt werden. Und sie sollte bei ihrer Herstellung auch die Umwelt nicht unnötig verschmutzen. Sollte. Eigentlich. Dass dies aber zum Großteil noch immer der Fall ist und wie wir dem entgegenwirken können, verraten wir euch hier.

Die Textilbranche ist schon ein ganz schön hartes Pflaster. Liest man zu diesem Thema kritische Berichte oder durchstöbert das Netz nach Bildern, so kann einem dabei relativ leicht ganz anders werden. Man liest von menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und von krebserregenden & nervenschädigenden Färbe- und Bleichmitteln. Man sieht Bilder von Kindern, die in dunklen Kämmerchen an der Nähmaschine sitzen müssen, anstatt zur Schule gehen zu können oder in allen Farben schillernde Flüsse oder Seen hinter den Fabriken, in die täglich oben bereits genannte giftige Färbe- und Bleichmittel abgeleitet werden. Ungefiltert.

Hand aufs Herz: Wollen wir das? Vermutlich nicht. Aber wie können wir dem entgegenwirken?

Mittlerweile gibt es schon einige Hersteller und Modelabels, die gegen diese Mißstände arbeiten – sogar bei uns in Niederösterreich. Die drei Pielachtalerinnen Kerstin, Denise und Babsi haben vor einigen Jahren ihr eigenes nachhaltiges & veganes Modelabel namens Ecolodge Fashion gegründet. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, „Clean Clothes“ zu produzieren - also Kleidung, die weder Mensch, Tier oder Umwelt schadet; deren gesamter Produktionsprozess ethisch vertretbar und ressourcenfreundlich ist. Sie haben uns erzählt, worauf es bei der Produktion von Kleidung ankommt und wie wir als kritische Konsumenten mit gutem Gewissen Kleidung kaufen kann.

 

Von den „Guten“ und den „Bösen“

Die alles entscheidende Frage, die sich hier stellt, liegt auf der Hand, ist aber durchaus kniffelig. Sie lautet: Wie kann ich herausfinden, ob ein Kleidungsstück unter „guten“ oder „schlechten“ Bedingungen erzeugt wurde?

Gleich vorweg: Der Preis eines Kleidungsstückes KANN darauf hinweisen, dass es möglicherweise unter ausbeuterischen Bedingungen produziert wurde, doch das bedeutet noch lange nicht, dass teure Kleidungsstücke automatisch „gut“ sind. Die drei Mädels von Ecolodge Fashion haben uns das kurz einmal vorgerechnet: „Wenn ein Shirt im Geschäft € 1,99 kostet, kann es gar nicht nachhaltig produziert worden sein. Man rechnet, dass etwa 50% des Verkaufspreises beim Händler bleiben, 5% jeweils bei den Zwischenhändlern, 12% sind Werbekosten, 4% gewinnt im Schnitt die Fabrik und so weiter. Eine Näherin oder ein Färber verdient gerade mal 0,6% des Verkaufspreises. Bei einem Shirtpreis von € 1,99 ist das also 1 Cent.“  Wenn ich nun ins Geschäft gehe, und ein Shirt um € 50.- kaufe, verdient besagte Näher*in dann mehr? „Nicht unbedingt“, weiß Kerstin von Ecolodge. „Oft bedeutet ein höherer Preis nur, dass die Marke einfach mehr Gewinn macht. Er sagt nichts darüber aus, wie produziert wird. Wir kennen alle die schrecklichen Bilder aus Bangladesh, wo vor einigen Jahren das Gebäude einer Textilfirma zusammenbrach und hunderte Menschen unter sich begrub. Hier herrschten wirklich dramatisch schlechte Arbeitsbedingungen und es haben dort auch sehr namhafte Marken billig produzieren lassen – und tun es teilweise noch immer. Ihr Profit generiert sich über Billiglöhne und billige Rohstoffe. Welche Marken das sind, lässt sich relativ einfach im Internet recherchieren.“

Aber auch in Sachen Umweltverschmutzung liegt die Textilbranche leider noch immer ganz weit vorne. „In den Geschäften und Boutiquen sieht immer alles total hübsch aus und lädt zum Probieren ein. Hinter der Fassade – also in den Ländern, wo produziert wird, sieht es dagegen ganz anders aus. Arbeiter*innen, die bis zu den Hüften in Chemie stehen, nur damit wir unsere „stonewashed“ Jeans tragen können. Die Fabriken leiten diese Brühen dann oft direkt in den nächsten Fluss. Was das für die Umwelt und auch die Menschen, die dort leben & arbeiten bedeutet, ist unvorstellbar“, weiß Kerstin. Aber auch wir als Endverbraucher*innen sind direkt davon betroffen, denn wir sind es letztendlich, die all diese Stoffe täglich auf unserer Haut tragen - von allergieauslösenden Dispersionsfarben über Trichlorbenzol (Nervengift) bis hin zu krebsauslösendem Formaldehyd.

 

Aufs Zertifikat kommt es an

Wer nachhaltig mit gutem Gewissen Kleidung shoppen möchte, sollte deshalb auf die richtigen Zertifikate achten. In Sachen Bio und Fairness ist das GOTS Zertifikat (Global Organic Textile Standard) die höchste und strengste Bezeichnung. Dieses Bio-Siegel garantiert biologische und faire Arbeitsprozesse von der Baumwoll-Produktion bis zum fertigen Textil. Auch das „Made in Green“ Siegel von Ökotex oder das „IVN Best“ Siegel zählen zu den strengsten und genauesten Gütesiegeln. In Sachen Fairness ist das FWF Siegel das am besten bewertete. Die FWF (Fair Wear Foundation) ist eine unabhängige Organisation, die all jene Produktionsstätten zertifiziert, die sich durch besonders gute Arbeitsbedingungen auszeichnen und diese auch genau einhalten. Da vor allem in asiatischen Ländern produziert wird, da hier auch die (Bio-)Baumwolle wächst, spielt dieser Faktor eine sehr wichtige Rolle. Das FWF Siegel garantiert gerade auch bei „Made in India“ oder „Made in Bangladesh“- Kleidung faire Arbeitsbedingungen, keine Kinderarbeit, gerechte Löhne, eine Versicherung und auch eine Gewerkschaft für die Mitarbeiter*innen, bezahlten Urlaub und Krankenstand und noch vieles mehr.

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte somit unbedingt auf diese Zertifikate achten. „Das Geschäft mit der Nachhaltigkeit boomt und es gibt auch einige Produzent*innen und Labels, die nur zum Schein nachhaltig, bio und fair sind“, weiß Denise von Ecolodge. „Wenn etwas zum Beispiel grün verpackt ist und so etwas wie „der Umwelt zuliebe“ draufsteht, bedeutet das nicht zwingend, dass dieses Produkt auch tatsächlich nachhaltig produziert wurde. „Begriffe sind ja sehr dehnbar und gaukeln uns oft nur etwas vor. Man nennt das „Green Washing“. Gerade bei den größeren Textilkonzernen sollte man deshalb etwas genauer hinsehen.“

Es zahlt sich also aus auf nachhaltige Produktionsprozesse zu achten und etwas genauer hinzusehen – das würde wohl einiges ändern. Vielleicht gäbe es dann keine Shirts mehr um  € 1,99. Dafür könnten aber nachhaltige Prozesse optimiert und ausgeweitet werden und in Summe würde sich das dann auch bei biologischen und fairen Produkten positiv auf den Preis auswirken. Auch müssten wir dann nicht mehr so viel Energie aufwenden, um die Schäden durch umweltschädliche Prozesse auszugleichen. Und wir könnten das, was wir täglich auf unserer Haut tragen, mit gutem Gewissen anziehen.

 

 

Nachhaltige und faire Bio-Shirts und Pullis gibt es jetzt übrigens auch wieder bei uns! Egal ob Bergliebhaber*in, Wasserratte oder Wintersportfreund*in - bei uns könnt ihr ab sofort fesche Shirts und Hoodies für Damen, Herren und Kinder bestellen! Mehr Infos darüber sowie einen Bestellschein findest du hier -> NaturfreundeJUGEND NÖ Kollektion 2022

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