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Skitouren im Unterengadin und im Val Müstair

"Allegra e bainvgnü!“

Plaisirtouren auf der Sonnenseite der Silvretta 

Die herzliche rätoromanische Begrüßung „Allegra e bainvgnü!“ - „Ich freue mich, du bist willkommen!“ - erwartet uns bei unserer Ankunft in Ardez, dem Ausgangspunkt für unsere Skitouren auf der Silvretta-Südseite. Die Bevölkerung des Unterengadins bewahrt ihre Traditionen und pflegt ihre rätoromanische Sprache. Und sie lebt in einem Tal von beneidenswerter Schönheit, eingebettet zwischen den Südhängen der Silvretta und den Engadiner Dolomiten. Unser Standort Ardez ist ein typisches Unterengadiner Dorf mit engen Gassen und Häusern, die mit wunderschönen farbigen Sgraffiti verziert sind.

Die im Folgenden vorgestellten Touren zu den Silvretta-Dreitausender sind elegante Überschreitungen mit vergleichsweise bequemen Aufstiegen und verschwenderisch langen Abfahren, also Plaisirtouren. Die Bergbahnen von Scuol und die perfekte Infrastruktur öffentlicher und halböffentlicher Verkehrsmittel machen es möglich.

 

Piz Davos Lais (3027 m) 

Am Bahnhof Ardez stoppen wir den Zug der Rhätischen Bahn per Knopfdruck und steigen nach kurzer Fahrt direkt neben der Station der Bergbahnen von Scuol aus. Wir gondeln hinauf zum Motta Naluns, dem Skigebiet hoch über Scuol, und weiter zur letzten Bergstation oben am Grat des Piz Champatsch auf 2790 m Höhe.

 

Dort beginnen wir mit einer Abfahrt in den weiten Tiral-Kessel bis auf eine Höhe von 2400 m. Von hier führt der Aufstieg zunächst zum Punkt 2619; die AspirantInnen für den Piz Tasna zweigen nach links ab, wir queren zum Davos Lais und weiter zur Fuorcla Davo Dieu. Jetzt liegt nur noch die ideal geneigte, trapezförmige Südwestflanke vor uns, über sie erreichen wir problemlos den Gipfel des Piz Davo Lais. Nordwärts führen die Spuren zur Heidelberger Hütte und weiter nach Ischgl, wir fahren jedoch auf der Aufstiegsroute zurück und zweigen dann in das Val Davo Lais ab, das ins Val Laver mündet.

 

Auf dem letzten Stück wird es nochmals anspruchsvoll, die Abfahrt entlang des Baches Aua da Laver ist ziemlich abenteuerlich. Die Spuren winden sich mal links, mal rechts des Bachlaufs hinab, mehrmals wird der Bach auf schmalen Schneezungen überwunden. Dennoch erreichen wir trockenen Fußes die Sonnenterrasse des Gasthauses Hof Zuort. Es gibt selbst im zauberhaften Engadin nicht viele Orte, die es mit diesem weltentrückten Fleck an Ursprünglichkeit aufnehmen können. Der vorbestellte Taxibus bringt uns nach Ardez zurück.

 

Aufstiegszeit: 2,5-3 Std., ca. 600 Hm , 1800 Hm

 

Piz Minschun (3068 m) 

Ausgangspunkt dieser Tour ist die Bergstation des Sessellifts Mot da Ri (2583 m). Für gut 1,5 Std. Aufstieg gibt es satte 1600 Abfahrtshöhenmeter!

Aufstieg: Kurze Abfahrt auf der Piste Richtung Schlepplift „Champatsch“. Links sieht man bald ein weites und oben steiles Kar, das auf den Nordrücken leitet. Der „Ausstieg“ zum Nordrücken wird häufig durch eine Wechte erschwert. Über den zunehmend schmäler werdenden Nordrücken, der häufig abgeblasen ist, erreichen wir den Gipfel des Piz Minschun mit herrlicher Sicht nach allen Seiten. Am höchsten Punkt ist auf einem massigen Steinmann ein Vogelhäuschen mit Gipfelbuch installiert.

Abfahrt: Bei sicheren Verhältnissen kann direkt vom Gipfel nach Norden und über die Ebene Davo Jarvò ins Val Urschai gefahren werden, sonst steigt man bis zum „Ausstieg“ über die Wechte ab und fährt durch eine Westmulde zu dieser Ebene ab. Die weitere Abfahrt führt durch das Val Tasna, teilweise ziemlich flach, aber landschaftlich ungemein schön – die „Unterengadiner Dolomiten“ liegen uns genau gegenüber – bei guter Schneelage bis in den Ort Ardez.

 

Aufstiegszeit: 1,5–2 Std., ca. 600 Hm , 1600 Hm  

 

Piz Tasna (3179 m) 

Der Piz Tasna ist einer der tollsten Skigipfel der Silvretta mit einem anspruchsvollen Anstieg. Der Ausgangsort dieser Tour ist die Bergstation des Schlepplifts „Champatsch“ (2783 m).

Aufstieg: Von der Bergstation fährt man in eine herrliche Nordmulde bis auf eine Höhe von ca. 2400 m ab. Nun zuerst sanft nach Norden zum Punkt 2619 und von dort nach Westen auf den Vadret da Tasna ansteigen. Über den kleinen Gletscher (wenige Spalten) erreicht man die Schulter, an welcher der Ostgrat ansetzt. Skidepot. Das letzte Stück zum Gipfel des Piz Tasna ist steil und bei Vereisung heikel. Pickel und Steigeisen sind notwendig.

 

Abfahrt: Man kehrt bis zum Punkt 2619 zurück. Bei sicheren Verhältnissen kann weiter durch das ziemlich steile Val Davo Lais bis zur Einmündung ins Val Laver abgefahren werden. Sonst geht es weiter entlang der Aufstiegsspur bis in die Mulde Tiral; man zweigt dort ins Val Laver ab und fährt durch dieses Tal bis zum Gasthaus Hof Zuort ab. Mit dem Taxi kommt man zurück nach Ardez.

 

Bei sicheren Verhältnissen empfiehlt sich die Abfahrt durch das Val Tasna nach Ardez. Nach kurzer Abfahrt auf der Aufstiegsroute verlässt man diese, fährt zuerst westlich vom Piz Laver Richtung Fuorcla da Tasna und noch vor Erreichen der Scharte weiter in südwestlicher Richtung zu Punkt 2647 ab. Nun führt ein ziemlich steiler Hang hinunter zur Ebene Plan da Mattun, und auf der bekannten Route durch das Val Urschai bzw. das Val Tasna erreicht man Ardez.

 

Aufstiegszeit: 2,5-3 Std., ca. 800 Hm , bis zu 2100 Hm (je nach Abfahrtsvariante)  

 

Val Müstair – im stillen Eck der Schweiz

Das Val Müstair erreicht man vom Unterengadin über den Ofenpass, die Straße führt mitten durch den Schweizerischen Nationalpark. Auch hier sprechen die Menschen einen der vielen rätoromanischen Dialekte.

 

Das Val Müstair ist eines der schönsten und sonnenreichsten Bergtäler der Schweiz, die einmalige Landschaft ist weitgehend erhalten geblieben. Das kulturelle Juwel ist das in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommene Benediktinerinnenkloster St. Johann in Müstair, dessen Kirche u. a. den größten frühmittelalterlichen Wandmalereizyklus birgt.

 

Piz Daint (2968 m) 

Mit seiner markanten Gipfelpyramide ist der Piz Daint der König des Münstertals. Wir starten unsere Tour beim Gasthaus Buffalora an der Ofenpassstrasse. Über die Alp Buffalora steigen wir durch lichten Kiefernwald auf und erreichen bei etwa 2200 m die Waldgrenze. Hier zweigt nach rechts die Spur zum Munt Buffalora ab. Wir halten uns jedoch genau südlich (geradeaus), ein Stückchen leicht absteigend, bis zur Hochfläche Jufplaun und erreichen über den deutlich ausgeprägten Nordwestrücken und den steilen Gipfelaufschwung den höchsten Punkt. Ein beeindruckendes Panorama ist der Lohn der Aufstiegsmühen. Im Südosten ist der Ortler zum Greifen nahe, im Westen wird die Szenerie von den eisgepanzerten Gipfeln der Berninagruppe und der makellosen Firnschneide des Biancogrates beherrscht.

 

Abfahrt: Bei Punkt 2641 verlassen wir die Aufstiegsroute und fahren in die mittelsteilen, gut kupierten Nordosthänge Richtung Almboden Murtaröl ein. Verlockend glitzern die unverspurten Hänge im Sonnenlicht. Genüsslich reihen wir Schwung um Schwung in den staubenden Pulverschnee. Nach einem kurzen Flachstück geht es in östlicher Richtung zwischen Felsen in einer ziemlich steilen und im oberen Teil auch schmalen Rinne hinunter in den flachen Waldboden unterhalb des Ofenpasses und zur Straße, wo wir bei der Anfahrt bereits vorsorglich ein Auto geparkt hatten. Auf der Sonnenterasse des Gasthauses Buffalora lassen wir den Tourentag ausklingen.

 

Aufstiegszeit: 3 Std., 1000 Hm ↑↓ 

 

Piz Dora (2951 m) 

Der prachtvolle Skiberg Piz Dora bietet oft eine genussreiche Pulverschneeabfahrt. Ausgangspunkt dieser Tour ist Plaz (1660 m), ein Weiler unmittelbar vor Tschierv; Parkmöglichkeit am westlichen Ortsende.

 

Aufstieg: Vom Parkplatz geht man auf der Straße an der Kirche vorbei und über die Brücke in der Kurve. Direkt neben der Straße befindet sich ein Hinweisschild. Man steigt entlang des Sommerweges „Chazforà-Sprella“ durch lockeren Wald auf, überquert eine große Lichtung (Funtauna Grossa) und hält sich an ihrem Ende wieder entlang des Sommerweges. Auf 2100 m wird die Waldgrenze erreicht. Über kupiertes Gelände, an einer malerischen kleinen Hütte vorbei geht man in südlicher Richtung weiter. Man steuert nicht direkt den Piz Dora an, sondern hält sich in dem etwas unübersichtlichen Mulden- und Kuppengelände tendenziell links, bis man die Einsattelung zwischen Piz Dora und Piz Turettas beim kleinen See Lai da Chazforà erreicht hat. Von hier wendet man sich nach rechts und steigt durch eine schöne ostseitige Mulde (Las Chünas) auf den Gipfel des Piz Dora auf.

 

Abfahrt: Längs der Aufstiegsspur, bei sicheren Verhältnisse kann auch knapp unterhalb des Gipfels über die herrlichen Nordhänge bis zu einer Höhe von ca. 2200 m abgefahren werden.

 

Aufstiegszeit: 3,5–4 h, 1300 Hm ↑↓ 

 

Piz Vallatscha (3021 m) 

Diese einsame Tour am Rande des Schweizerischen Nationalparks beginnt im kleinen Skigebiet von Minschuns.

 

Aufstieg: Mit Liftunterstützung oder mit den Fellen geht es bis zur Bergstation des letzten Schleppliftes (ca. 2700 m). Von hier weiter nach Nordwesten in die weite Einsattelung Valbella, wobei man einige Höhenmeter verliert. Nun direkt nach Norden auf die breite und steile Südflanke zu. Über diese geht es links an einer Felsinsel vorbei (kurz, aber steil) in ein kleines Becken, das man am Ostrand Richtung Gipfelflanke quert. In einigen Spitzkehren gelangt man auf den Vorgipfel. Die letzten Meter geht man zu Fuß über einen luftigen Grat zum höchsten Punkt.

 

Abfahrt: Wie Aufstieg (im unteren Teil im Pistengelände); man kann auch die Skier zum Gipfel mitnehmen und nach Norden, dann nach Südosten in die Ebene Plan Mattun (2300 m) abfahren. Mit einem kurzen Gegenanstieg zur Fuorcla Funtana da S-charl zurück ins Pistengebiet bzw. zum Parkplatz.

Aufstiegszeit: 1,5–3,5 h, 350–1000 Hm (abhängig von der Liftbenützung), ca. 1000 Hm

 

Text von Helmuth Preslmaier, Skitouren-Instruktor und Bundesreferent für Skitouren der Naturfreunde Österreich

Skitour im Unterengadin/Piz Minschun: ein Gefühl der Freiheit in einer großartigen Landschaft
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